Wien bei Nacht

Ken Hayakawa ist eine dieser Schlüsselfiguren der Wiener Elektronik-Szene. Wir wollten ihm drei Wünsche an den Kulturstadtrat entlocken und auch etwas zum Status Quo von genau dieser Szene.

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Fun Fact: Ken Hayakawa macht den besten Schweinsbraten der Welt. Unsere Elektronik-Redakteure wissen das. Er hat sich aber auch sonst seit Jahren um das leibliche Wohl der Techno-Liebhaber dieser Stadt gekümmert, bei Flex Schallplatten, als Resident beim legendären Crazy, als Kopf hinter dem Label Schönbrunner Perlen, mit Releases auf Musik gewinnt Freunde (dem Label von Kollektiv Turmstrasse), Estrela oder Kaato Music.

Ken Hayakawa ist eine dieser Schlüsselfiguren der Wiener Elektronik-Szene, die immer ein wenig im Hintergrund geblieben sind – vermutlich weil er nie ein Album veröffenlicht hat, bei dem sich dann alle den Mund wässrig reden hätten könnten. Das Album-Format hat ja speziell im elektronischen Bereich über die Jahre gelitten. Verkauft wird davon ohnehin wenig, gefragt sind einzelne Tracks, Tools für den Floor. Man muss dafür schon leidensfähig und sehr geil auf Lorbeeren sein. All das kann ja nach einer EP noch kommen. Verdient wäre es für Ken Hayakawa auch jetzt schon (G.Stöger, lookin at you).

Am Freitag spielt er gemeinsam mit Julian und der Fux bei der Austrian Artist Night. Wir haben ihn passend dazu zur Wiener Szene, zum Stadtrat und seiner neuen EP "Kasumi" interviewt.

Deine neue EP "Kasumi" ist eine Hommage an deine Tochter. Was hat sich musikalisch bei dir seit ihrer Geburt verändert?

Schwer zu sagen, musikalisch bin ich meiner Meinung nach konkreter. Das hängt auch damit zusammen, dass ich mein Studio umstrukturiert hab. Früher war die technische Ausrichtung auf analoge Klangerzeugung und Vintage-Sound. Mittlerweile versuche ich aber solchen stilistischen Einschränkungen aus dem Weg zu gehen und hab mir mein Studio so eingerichtet, dass ich Ideen so schnell wie möglich umsetzen kann.

Mit Tracks wie "Wien bei Nacht" und "Über den Dächern” gibt es immer wieder starke Bezüge zur Alpen-Hauptstadt. Haben dich abstrakte Techno-Videos gelangweilt? Wie kommt es?

Nein, ich liebe abstrakten Techno wie auch die Videos dazu! Aber das Leben ist halt von mehreren Stimmungen geprägt. Jede Situation hat ihren Sound. Wenn mein kompletter Alltag so aussehen würde wie abstrakter Techno, dann wäre das traurig, düster und kühl wahrscheinlich. So wie beim Essen, schön abwechslungsreich bekommt einen am Besten.

Bleiben wir gleich beim Thema: Was fehlt den Leuten hier, um international stärker wahrgenommen zu werden?

Die Masse. Österreich ist klein, Wien ist ein Dorf. Dadurch fehlt auch eine richtige Struktur. Wir haben nur wenige Agenturen, die sich um unsere Künstler kümmern. Das hat zur Folge, dass auch diese paar wenigen Agenturen, die es gibt, kaum Risiko eingehen. Der Fokus ist im Ausland und der Konsument sieht halt nur das, was ihm serviert wird.

Du wirst zum ersten Mal gemeinsam mit Julian und der Fux in der Pratersauna auftreten? Wie deichselt ihr das?

Es wird eine Mischung aus Liveact und Dj-set werden. Wie wir das deichseln wird sich noch herausstellen.

Wie gut kennst du die anderen bei der Austrian Artist Night? Gibts dort Leute, mit denen dich eine Zusammenarbeit besonders interessieren würde?

Sehr gut! Fast alle die heute spielen, sind Freunde von mir und auf Schönbrunner Perlen vertreten. Der einzig neue Name für mich ist Salute. Bin gespannt was er macht!

Was steht 2014 bei dir am Plan? Was werden wir von den Schönbrunner Perlen zu hören bekommen?

Am 18. Februar kommt die Schönbrunner Perlen #6 (SP006), die es auch auf Vinyl geben wird, dann haben wir vorerst ein weiteres Release geplant und eine Compilation.

Wenn dir der Kulturstadtrat drei Wünsche erfüllen könnte, welche würdest du ihm nennen?

Puh, das ist ein ernstes Thema wo man nicht zu unbedacht antworten sollte. Aber ein Punkt wär für mich die Ausrichtung vom Kulturstadtrat. Da geht es ja eigentlich nicht um zeitgenössische Kunst, sondern viel mehr um Tourismus und Geld. Also mein erster Wunsch wäre, dass der Fokus auf zeitgenössischer Kunst stärker wird. Für Wunsch 2 und 3 würde ich mehr Zeit und Gespräche brauchen um etwas Sinnvolles, Bedachtes zu wünschen.

Kannst du eigentlich von deiner Musik leben?

Von meiner alleine nicht. Musik ist in unserer Szene mehr ein Promotion Tool geworden. Im Verkauf ist nicht mehr viel drinnen, weil die Masse keine Musik mehr kauft.

Ken Hayakawa spielt einen Primetime-Slot bei der Austrian Artist Night pres. by The Gap am 24. Jänner in der Wiener Pratersauna, erstmals gemeinsam mit Julian und der Fux. Seine neueste EP "Kasumi" wird am 18. Februar veröffentlich.

www.kenhayakawa.com

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