Symbole, die jeder kapiert

Politische Richtungen erkennt man nicht nur an ihren Inhalten. Politik hat immer auch eine visuelle Ebene. Auch rechte Politik. Wie sieht sie aus?

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Die Botschaften rechter Parteien reichen fast in ganz Europa wieder bis in die berühmte Mitte der Gesellschaft. Erklärungen dafür werden überall diskutiert, wo über Politik geredet wird. Liegt’s an der Globalisierung oder bloß am Internet mit seiner abgründigen Debattenkultur? Sind konkrete Abstiegsängste oder die politische Langeweile großkoalitionärer Prägung schuld? Steckt gar Putin dahinter? Vielleicht verhelfen den Rechten ja auch visuelle Medien-Strategien zum Erfolg. Aber woran erkennt man die?

Es gibt visuelle Elemente, die erkennt man auf den ersten Blick als Nazi-Kram. Eiserne Kreuze zum Beispiel, oder Adlerschwingen, Lorbeerkränze – die ganze Palette rechten Zierrats eben. Das meiste davon wird als rechts erkannt, weil der Nationalsozialismus sich damit schmückte und sich damit in das historische Bewusstsein visuell eingebrannt hat. Parade-Formationen, Fackeln, polierte Stiefel, Stahlhelme, Flaggen, Banner, Wimpel, Fahnen, Uniformen: das ist Nazi. Das sieht man doch. Diese Vereinnahmung einer bestimmten politischen Optik durch die Rechte reicht soweit, dass einem so manche sozialistische oder sozialdemokratische Tradition – Paraden, Fackeln und Flaggen zum Beispiel – auf den ersten Blick sofort eines skeptischen zweiten Blickes würdig erscheint.

Dabei ist es historisch betrachtet gar nicht so einfach, von einem einheitlichen Look des historischen Faschismus zu sprechen. Das Kommunikations-Design des deutschen Faschismus im Dritten Reich hat Andreas Koop 2008 analysiert. Damals erschien sein Buch mit dem kompakten Titel »NS-CI« – heute schon ein Klassiker. Darin geht es um »Das visuelle Erscheinungsbild der Nationalsozialisten 1920-1945«. Der Informations-Designer beschreibt darin mit den Begriffen des Kommunikations- und Produktdesigns, mit welcher Corporate Identity der Nationalsozialismus auftrat. »Darf man die geölte Maschinerie der Schreckensherrschaft überhaupt mit einem Vokabular beschreiben, das erst später aufkam und heute als die Grundlage der Unternehmenskommunikation etabliert ist?«, fragt das Herausgeber-Paar Karin und Bertram Schmidt-Friederichs im Vorwort zur zweiten Auflage. Nun, was man in Begriffen von heute begreifen will, muss man wohl auch in Begriffen von heute beschreiben, könnte eine Antwort lauten. Was Koop zur Kommunikations-Ästhetik des Dritten Reichs feststellt, lässt sich in etwa so zusammenfassen: eine einheitliche Nazi-CI, die gab es nicht wirklich. Denn: Der Nationalsozialismus fand auf allen Kanälen statt, in allen Farben, Schriftarten, Designs und Layouts.

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Bild(er) © Erli Grünzweil, Screenshot: olympia.burschenschaft.at
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