Sechsundzwanzig von der Tanke

Wiener Tankstellen sind ein unterschätztes Gut. Sie versorgen uns mit Mobilität, Bier um halbzwölf und feinstem Treibstoff. Sie bringen aber auch architektonische Reize in das asphaltene Grau der Großstadt. Stefan Olah hat 26 Stück Tankstellen fotografiert.

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Stefan Olahs Fotografien haben ein klares Vorbild: Ed Ruscha veröffentlichte seine Serie zu Twentysix Gasoline Stations im Jahr 1963. Selbst der Titel zollt dieser Pionierarbeit der Industrie-Fotografie Respekt: "Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen" entstand aus einer Idee von Sebastian Hackenschmidt und ist ab 1.7. in der Wiener Galerie Klaus Engelhorn zu sehen.

Allerdings erfuhren die originalen Arbeiten von Ed Ruscha einen zusätzlichen, künstlerischen Bruch. Das schlichte, funktionale Design der 26 Tankstellen entlang der Route 66 wurde nicht nur fotografiert, sondern auch in Öl auf Leinwand verewigt. Der offene Pavillon einer US-amerikanischen Standard-Tankstelle bildet ein Bindeglied zur Pop Art, die das moderne Warenleben so eindrücklich festhielt. Und genau dieses Bild findet sich auch bei Stefan Olah wieder. Nämlich am Cover des handlichen Bildbandes "Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen." Dort wurde das mehr als drei Meter breite Bild von 1963 hinein retouschiert.

Dort in den USA sind es Pavillons mit leuchtenden, riesigen Werbeflächen. In Wien dagegen müssen sich Tankstellen mit der engen, gewachsenen Architektur zufrieden geben und in Häusernischen verschwinden oder aber teure Verkehrsknotenpunkte besetzen. Schilder sind kleiner, versteckt, die Aufmerksamkeit für die Retailer Brand schrumpft. Dabei gab es Versuche die Zapfstellen modernen, mobilen Lebens auch in Wien architektonisch zu gestalten. Sie wurden entweder nicht umgesetzt oder sind schon wieder abgerissen.

Durch den oft beengten Raum waren für Fotos oft keine atemberaubenden Perspektiven möglich; der lakonische Blick der Originale von Ed Ruscha dürfte ebenfalls Vorbild für den Stil der Fotos gewesen sein. Durch die alphabetische Anordnung im Inneren des Bildbands erhalten die Fotos etwas Lexikalisches, aber –mit der Beschränkung auf 26 Stück – ganz ohne Vollständigkeit. Im Vergleich mit den Fotografien der Industriearchitektur von Bernd und Hilla Becher fehlt ihnen auch das Interesse an Morphologie oder ein archivarischer Anspruch. Es sind 26 Fotos, nein halt – denn da haben sich die Macher in Anlehnung an Ruscha einen Scherz erlaubt – es sind 36 Fotos von Wiener Tankstellen. Viel mehr will das Projekt nicht sein. Als nächstes plant Stefan Olah die Serie Zweiundvierzig Wiener Würstelstände.

Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen

1. Juli 19:00 – 22:00 Uhr

Klaus Engelhorn Depot, Abelegasse 10, 1160 Wien

2. Juli bis 15. August 2010

Di bis Sa: 12:00 – 18:00 Uhr

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