Little Red Hot Box

Seit 15 Jahren spielt die Red Box in Mödling den kulturellen Nahversorger. Hannes Eidler hat uns ein Interview gegeben, in dem kein einziges Mal das Wort "Provinz" vorkommt.

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Wenn Hannes Eidler Fragen zu seiner zweijährigen Hausleiter der Red Box Mödling beantwortet, kommen ein paar Dinge nicht vor, die man sonst öfters hört. "Ökonomische Notwendigkeit" etwa, von der andere reden, wenn sie Artists und DJs buchen, die sie nicht selbst hören und nicht gut finden. Von "Provinz" ist auch nicht die Rede, sondern stattdessen vom hohen Anspruch an Kultur. Es wird nicht über Nachbarn gejammert, sondern auf sie zugegangen und es wird auch nicht beklagt wie schwierig es doch sei, in Mödling die nötige Unterstützung zu finden, damit die Red Box so wie ein Club einer europäischen Metropole funktionieren soll. Hannes Eidler betreibt die Red Box offenbar mit Augenmass, aus Überzeugung und mit dem richtigen Gespür für die Anforderungen eines Clubs im Umland Wiens.

Er selbst ist noch nicht seit Anbeginn dort, hat aber sein Handwerk als Gründer des Triebwerks in Wiener Neustadt gelernt. Zu fünfzehn Jahren Red Box hat er natürlich einiges zu sagen.

Du machst das seit zweieinhalb Jahren. Wie gut kennst du mittlerweile die Vorgeschichte der Red Box? Und was weiß man gemeinhin nicht über die Red Box?

Die Redbox wurde im Verlauf ihrer Geschichte durch ihre Leitungen geprägt. War sie zu Beginn bekannt als Jazz, Blues und Worldmusic-Location, diente sie danach einer sehr aktiven Metalszene in Mödling als Heimstatt. Der Verein wünschte sich von mir ein vielschichtigeres, aber Indie-lastiges Programm. Natürlich existiert die Metalszene nach wie vor und wir versuchen auch diese im Programm gut zu integrieren. Eins ist aber durch alle Dekaden gleich geblieben – junge MusikerInnen werden besonders gefördert und unterstützt.

Ihr habt Bands wie Naked Lunch, Clara Luzia, Nazar oder Elektro Guzzi bei euch. Kann sich das überhaupt ausgehen oder nehmen die einfach mal die Hälfte ihrer Wiener Gage, weil sie euch mögen?

Wir müssen durch ein sehr gutes Angebot eine neue Generation an die Redbox binden. Die Bands kommen uns zwar mit Ihren Gagen meistens entgegen, aber da wir sehr viel in die Technik investieren und eine Politik der fairen Entlohnung fahren, geht es sich nicht immer aus.

Dankbar sind wir für die Förderung der Stadt Mödling, die einen hohen Anspruch in Kunst und Kultur hat und die die Redbox auch wirklich haben will. Es gibt zwar viele Bühnen und kleiner Lokale in Mödling, aber ein richtiger Rockclub – das können vom Ambiente nur wir bieten. Auch ist es uns gelungen die Jugendkulturförderung des Landes NÖ „Come-On“ als weitere Unterstützer für uns zu gewinnen.

Wie viel programmiert ihr nach Herz bzw. nach ökonomischen Notwendigkeiten?

Wir programmieren ausschließlich nach Herz! Nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre eine Kulturförderung nicht angebracht, denn die Bands, die es eh schon geschafft haben, brauchen ja keine Förderung und nebenbei sind wir für diese „Hallenfüller“ eh zu klein und uninteressant.

Wie ist das Verhältnis zu den Nachbarn?

Eigentlich ohne Probleme, leider wurde uns im letzten Jahr direkt an die Hofseite ein neues Wohnhaus hingestellt. Das ergab anfangs einige Komplikationen weil die neuen Mieter überrascht waren, das wir manchmal doch recht laut sind, aber durch intensive Nachbarschaftspflege und einigen Lärmschutzmaßnahmen durch unsere Seite wurden die Wogen geglättet.

Vor zwei Jahren war in einem unserer Artikel von Ausgleichszahlungen der Grünen die Rede. Ist das immer noch so? Was kommt sonst von der Stadt?

Darüber weis ich nichts. Muss vor meiner Zeit gewesen sein. Seit ich hier bin geht sich das Budget knapp aber immer aus.

Gibt es geplante Änderungen im Haus? Ausbauten, Rückbauten, neue Technik, neues Bier?

Es ist bereits sehr viel geschehen. Unsere PA ist zwar schon recht alt, aber immer noch echt gut. Investiert wurde in ein neues Mischpult, Mikrofone, den Beleuchtungstrussen und weiteres Pflichtinventar wie Stative, Kabeln usw. welche vor meiner Zeit immer kostenaufwendig angemietet werden musste. Auch ein WC im Backstagebereich fehlte. Das bin ich gleich zu Beginn meiner Amtszeit angegangen. Das einzige was noch fehlt und immer noch angemietet werden muss sind ein paar zusätzlich Lichteffekte.

Gibt es in der Red Box Eigenarten, die von anderswo nicht kennst? Stile, die dort besonders gut funktionieren, das Alter, die Feierlaune oä?

Die Redbox ist einzigartig. Durch meine Vergangenheit (Ich war beim Gründungsteam des Vereins Jugend- und Kultur Wiener Neustadt und habe die ersten 5 Jahre das Triebwerk gebookt) weiss ich, wie schwer es ist Jugendsozial- und Jugendkulturarbeit unter einen Hut zu bekommen. Das gelingt uns hier in Mödling. Das Hauscafè Jugendzentrum – welches auch im Haus von uns betrieben wird – und die Redbox ergeben zusammen nützliche Synergien, die Schnittstelle ist der vom Jugendzentrum betriebene Bandproberaum wodurch junge Musikgruppen auch den Weg auf die große Redboxbühne finden.

Wem muss man danken, bei dem das vielleicht nicht offensichtlich ist?

Dem Team welches schon seit Jahren gute Arbeit abliefert und mit dem es eine Freude ist zusammen arbeiten zu dürfen.

Was muss man tun, um rauszufliegen?

Rausfliegen ist schwer, denn alle BesucherInnen sind gerne hier und wissen sich gut zu benehmen. Allerdings haben wir durch unsere Jugendpolitik schon hohe Ansprüche in Toleranz und gegenseitigen Respekt.

Die Red Box in Mödling feiert am 13.11. mit Clara Luzia, Catastrophe & Cure und The Base ihr 15-jähriges Bestehen.

Bild(er) © Alle: Red Box Mödling. Hannes Eidler ist der am letzten Foto ganz rechts
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