Halblustiger Name, großartige Küche

Knapp vor dem Sommer eröffnete das Restaurant Marktlücke im 2. Bezirk. Die Einrichtung ist einladend, das Personal sympathisch – überzeugt hat aber vor allem die fabelhafte Küche.

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Auf der reduzierten Website der Marktlücke blinzelt einem Jesus zu. Das ist einladend, auch wenn der Auftritt in diesem Sinn noch nicht ganz rund ist. Die Einrichtung ist eher oberflächlich stimmig, das Personal sympathisch und hilfsbereit, aber noch nicht komplett eingespielt. Der Fokus des knapp vor dem Sommer eröffneten Lokals liegt aber auch eindeutig auf dem hervorragenden Essen. Sebastian Neuschler, der zuvor unter anderem für seine Küchenlinie in der Serviette rundum Lob bekam, eröffnet mit der Marktlücke sein erstes Lokal. Die Karte ist reduziert und konzentriert, das was Neuschler hier auf die Teller bringt, liegt aber weit über dem, was die Allerweltsbezeichnung Österreichisch-Mediterran gemeinhin erwarten lässt. Es gibt heimische Klassiker (Krautfleckerl, Marillenpalatschinken …), Gerichte, die derzeit irgendwie nirgends fehlen dürfen (Beef Tartare, Burger) und auffallend viel Fisch, Meerestier und Essen mit südlichem Einschlag (Parmigiana di Malanzane, Cozze Alla Marinara, …).

Die Besonderheit der meisten Gerichte ist dabei nicht, dass sie irgendwie besonders ausgefallen interpretiert werden oder auf den ersten Biss ach so überraschen. Wie die kleine Karte gewinnt man viel mehr den Eindruck, dass Sebastian Neuschler die Speisen sehr persönlich auswählt und in erster Linie auf jene Weise zubereitet, bei der er einfach genau weiss, wie gut das Ergebnis wird. Der Salat ist frisch und kommt mit einem runden Dressing, Parmigiana di Malanzane hat einen kräftigen, aber ausgewogenen Geschmack, die Venezianische Leber auf Polenta vertraut ganz der Leber, die in großen Stück auf den Teller kommt (und schmeckt selbst nicht Polenta-Fans) und die Fischsuppe ist erstens ausgefallen vielfältig und üppig gefüllt und überzeugt zweitens mit einer tendenziell fetten Konsistenz und einer feinen gemüsigen Note.

Das alles ist fein kalkuliert, auch wenn man anderswo für diese Preise vielleicht mehr auf dem Teller findet. Selten aber lässt sich in den Gerichten so klar die Begeisterung des Kochs für seine Speisen schmecken. Eine Bereicherung.

www.markt-luecke.at, Vorspeisen 4,5 bis 13,5 Euro, Hauptspeisen 8,9 bis 24,5 Euro, Desserts 5,5 bis 12,5 Euro.

Marktlücke, Große Pfarrgasse 5, 1020 Wien

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