Auf ein Bier für Flüchtlinge

7.400 Menschen haben auf Facebook bei einem Event zugesagt, in dem "irgendwas mit Woodstock" stand. Tatsächlich gekommen sind dann immerhin ein paar hundert. Diese zu bewegen war nicht wirklich einfach, auch wenn sich die Veranstalter bemüht haben.

Bewegen ist wohl generell das Stichwort des Abends, die Menschenmassen sollten Arbeitsgruppen bilden und in Folge der Veranstaltung eine Bewegung formen, ein Sprachrohr für Flüchtlinge – europaweit. Bewegt hat man bereits vor Beginn der Veranstaltung mit einem Bild auf Facebook, dass die Leute polarisierte. „Fuck Refugees. Keep Calm“ konnte man auf einem Woodstock-Foto lesen. Dass das Bild die eine Haltung von manchen Menschen wiedergeben sollte, war nicht allen bewusst. Und so wurde sowohl in der Facebook-Veranstaltung als auch auf Facebook darüber diskutiert.

Eine Mitveranstalterin meinte vor Ort auf die Frage, ob sie glaubt, dass sich heute die Leute bewegen und tatsächlich die gewünschten Arbeitsgruppen bilden: „Ja, hoffentlich. Weil sonst benehmen sie sich genauso, wie die auf dem Bild. Sie sagen mit ihrem Nichts-Tun im Endeffekt ‚Fuck Refugees‘." Aktionismus erfordert Aktion, das haben die Veranstalter, die aus dem Team des Geheimen Kunstsalons stammen verstanden. Die Vision ist eine Bewegung à la #unibrennt europaweit für Flüchtlinge zu starten. Einer der Veranstalter war bei den Uniprotesten bereits beteiligt und hat sich nun mit Veranstaltern ähnlicher Refugee-Aktionen in Berlin und London vernetzt.

Leave, Peace and Asylsuche

Wie man eine Facebook-Veranstaltung viral werden lässt, wissen sie jedenfalls. Denn auch wenn nicht über 7.000 Leute da waren, so war das Bild vor dem Parlament doch irgendwie beeindruckend. Während am Anfang vermutlich mehr Polizei als Demo-Menschen da waren, wandelte sich das Bild gegen Abend doch deutlich: der Platz vor dem Parlament füllte sich mit Menschen, die Polizeipräsenz verdiente das Wort präsent nicht mehr so wirklich.

Dass das kein Musikevent wird, wurde schnell klar, nachdem die ersten Musiker ohne Verstärker neben Ring-Autolärm und Gesprächen etwas untergingen. Von Woodstock war das also doch ein Stück entfernt, der Name wurde aber dennoch bewusst gewählt. Man wollte Leute mobilisieren und nicht die hundertste „Kundgebung für Flüchtlinge“ erstellen. Die Woodstock-Message kennt man und kann man eben auch gut finden, wenn man sich momentan nicht explizit mit aktuellen Problemen in der Flüchtlingspolitik beschäftigt.

Ein Bier für die Flüchtlinge

Ob sich die vor dem Parlament gefundene "kritische Masse" nun zu weiterem bewegen lässt ist wohl eine Frage der Überwindung der österreichischen Gemütlichkeit. Ein Bier gegen den Umgang mit Flüchtlingen vor dem Parlament trinken ist die eine Sache, wirklich etwas zu tun die andere. Aber die Veranstalter sind zuversichtlich, planen bereits das nächste Event kommende Woche und wollen sich nicht unterkriegen lassen. Idealismus ist nicht tot. Das kann man vorm Parlament und vielen anderen Ecken des Landes gerade sehen.

Die weiteren Aktionen Veranstalter von "Woodstock Don’t Stop" – der geheime Kunstsalon – kann man hier weiter verfolgen.

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