departure Interviews, Pt.1: Play.fm App Engine

Die Musik ist im Umbruch. Play.fm stellt sich mit einer App Engine – einem Tool zum Selberbauen von Apps mit Anbindung an die Play.fm-Technik – auf die Veränderungen ein. Das Projekt erhielt von departure eine Förderzusage.

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Mit einer eigenen iPhone-App hat Play.fm bereits vor etwa einem Jahr für Aufsehen gesorgt. Die Infrastruktur ist da, der eingeschlagene Weg wird jetzt mit der App Engine konsequent fortgesetzt.

Sollten diverse Radios, Clubs und musikaffine Marken sich eine App bauen wollen, die nicht nur ihre Events bei dir um die Ecke anzeigt, sondern mit der du dir auch noch diverse Sets der DJs anhören kannst, die dort spielen werden, dann sind sie bei der App Engine von Play.fm goldrichtig. Diese bekommen die technische Plattform von Play.fm zur Verfügung gestellt, inklusive Hörerstatistiken und müssen nur noch ihre eigenen Sets hochladen. Auch die Integration mit Facebook wird reibungslos ablaufen. Im Vergleich zu anderen Streaming Apps kostet eine App auf diesem Weg noch dazu einen Bruchteil. Den Markt und Kundeninteresse gibt es dafür sogar auch schon.

Play.fm musste selbst eine Lösung für Streaming und einen Zugang zur Cloud entwickeln. Diesen Zugang stellt man nun anderen für einen kleinen Obolus zur Verfügung. Noch dazu liefert man gleich noch die Möglichkeit mit sich eine preiswerte App zusammenzustellen und zu designen.

CEO und Gründer Georg Hitzenberger hat uns Fragen zu den Stärken, Schwächen und Plänen der App Engine beantwortet.

Was genau ist neu und innovativ an der Play.fm App Engine?

Die Play.fm App Engine ist ein Content Management System, das Anbietern von Audiocontent wie z.B. DJs, Clubs, Radios und musikaffinen Marken die Erstellung einer eigenständigen Musik-Streaming-App für Mobiltelefone ermöglicht: im eigenen Design, ohne Programmierkenntnisse und zu vergleichsweise geringen Kosten. Der Fokus liegt dabei auf Audio mit einer Mindestlänge von 20 Minuten, es geht also darum dem Hörer ein durchgängiges Hörerlebnis zu bieten. Die Inhalte werden über die API von Play.fm (DJ Mixes, Live Mitschnitte, Radiosendungen) und anderen Diensten (zB Facebook Eventkalender) in die App geladen. Mit der derzeitigen Play.fm App hat das also nichts zu tun.

Die Idee hat folgenden Hintergrund: Mobile Nutzung von Musik und Streaming aus der Cloud erfreuen sich dank günstiger Datentarife und Wlan-fähiger Mobiltelefone immer größerer Beliebtheit. Contentanbieter wollen daher mit ihrer Musik auch auf mobilen Geräten präsent sein, damit sie ihren Fans direkten Zugriff auf die Mitschnitte und auf Eventtermine bieten können. Durch die technologischen Hürden und hohen Kosten, die bei der Erstellung einer App anfallen, werden sie jedoch davon abgehalten: Die individuelle Entwicklung einer iPhone Musik-Streaming App kostet beispielsweise zwischen EUR 10.000 und EUR 20.000. Eine App, die über die Play.fm App Engine vom Kunden selbst erstellt wird, wird nur einen Bruchteil davon kosten.

Habt ihr eine SWOT– bzw. eine Branchenstruktur-Analyse gemacht?

Ja. Die Details sind Bestandteil des Businessplans, ich möchte sie hier daher nicht bekanntgeben.

Gibt es ähnliche Apps bzw. Konkurrenz am Markt? Worin besteht der Unterschied der App Engine bzw. warum glaubt ihr, dass die Play.fm App Engine nachgefragt sein wird?

Ja, da gibt es ein paar. So wie Play.fm sich auf Radioinhalte wie DJ Mixes, Radiosendungen und Live-Mitschnitte spezialisiert hat, so ist auch die App Engine für Inhalte gedacht, die ein längeres Hörerlebnis ermöglichen. Musikproduzenten, die einzelne Tracks über Apps anbieten wollen, sind also nicht unsere Zielgruppe. Während bei anderen Anbietern der Kunde für das Hosting von Audiofiles und die App extra an verschiedene Vertragspartner zahlen muss, wird die Play.fm App Engine beides in einem bieten. Aufgrund unserer Marktrecherchen wissen wir, dass es Nachfrage nach diesem Angebot gibt.

Derzeit sind eure Sets nicht innerhalb von Facebook abspielbar wie das bei Deezer, Spotify oder Soundcloud geht. Woran scheitert das? Ist das für die unkomplizierte Verbreitung von Sets auch über die App Engine nicht eine Priorität?

Die Sets sind auf Facebook im Play.fm Widget abspielbar, dh wenn man ein Set auf Facebook postet oder shared, wird das Widget mit dem jeweiligen Set angezeigt. Was aber zur Zeit noch nicht umgesetzt ist, ist die Integration in Open Graph von Facebook, welche automatische Postings in die Timeline und in den Facebook Ticker auf der rechten Seite der Homepage ermöglichen würde, wenn sich jemand einen Mix auf Play.fm anhört oder zu seinen Favoriten hinzufügt. Die App Engine wird diese engere Integration mit Facebook dann aber bieten.

Ihr hattet euch in einem Interview im März 2011 vorgenommen international Partner zu finden? Hat das geklappt und sind die auch an der App Engine interessiert?


Internationale Partner haben wir ja schon sehr viele, also DJs, Clubs, Labels und Festivals. Was du hier vermutlich meinst sind Vermarktungspartner, die uns helfen Play.fm auch in anderen Ländern zu etablieren. Das ist jedenfalls der langfristige Plan und die App Engine wird uns dabei sicherlich helfen, weil es unser Geschäftsmodell und damit auch die Einnahmequellen für Vermarktungspartner erweitert.

Gibt es bereits konkrete Anfragen von bzw. Pläne für Zusammenarbeiten von App-Anbietern? Wenn ja, aus welchen Branchen kommen die? Und was sind eure Zielmärkte?

Ja, die gibt es. Bei unserer Marktrecherche hätten einige Kunden das Produkt gerne sofort gekauft. Wir können nur hoffen, dass wir schnell genug damit am Markt sind. Aus welchen Branchen sie kommen, bleibt derzeit aber noch unser Geheimnis.

Wie genau sieht euer Marketingkonzept aus? Wie wollt ihr es schaffen, dass die Welt da draußen auch mitbekommt, dass es eure App Engine jetzt gibt? Gibt es Release-Parties, fahrt ihr auf Messen, macht ihr Konzept-Präsentationsrunden?

Vor allem über Direktkontakt mit potenziellen Kunden. Dabei suchen wir uns einige bekannte Player aus den verschiedenen Branchen, die wir adressieren, und bauen so einige Referenzprojekte auf, um andere Anbieter aus der Branche zu motivieren nachzuziehen. Das neue Angebot wird aber natürlich auch intensiv über die Play.fm Website beworben.

Bei eurer regulären iPhone App habt ihr monatliche Limits, wie wollt ihr das bei der App Engine regeln, zahlen die App Anbieter monatlich für eure DJ Sets? Anders? Und deckt das schon eure eigenen Kosten?

Die Limits betreffen ausschließlich die offizielle Play.fm App, und haben nichts mit der App Engine zu tun. Sie sind als Fair Use zu sehen, d.h. sie werden immer wieder überschritten, aber solange es für uns in einem erträglichen Rahmen bleibt, ist das ok. Kein User wurde bisher wirklich limitiert.

Für die App Engine werden die App Anbieter einen einmaligen Betrag für die Erstellung der App und eine monatliche Gebühr zahlen, die von den gewünschten Features und der Nutzungsintensität abhängig sein wird.

Die App Engine wird auch auf die Facebook-Event-Datenbank zugreifen – weltweit oder wie?

Events, die der App Anbieter in seinem Facebook Account erstellt hat, soll er auch in der App anzeigen können.

Was genau ermöglicht euch die Förderung, was ohne diese nicht realisierbar wäre?

Die Entwicklung des Content Management Systems inklusive der App-Kerne ist dank der Förderung sicher wesentlich rascher umzusetzen als dies ohne Förderung der Fall wäre. Damit können wir mit dem Produkt auch schneller auf den Markt. Die App Engine selbst ermöglicht Play.fm eine Erweiterung des bisher nur auf Werbung basierten Geschäftsmodells um ein Hosting / Software as a Service Angebot.

Wie ist der Zeitplan für die Zeit der Förderung? Wie geht es danach weiter?

In cirka einem Jahr ist der Launch geplant, dann geht es erst mal um die Gewinnung von Kunden in verschiedenen Branchen und in weiterer Folge um die Erweiterung des App Angebots über Android und iPhone Apps hinaus.

Einreicher: PLAY.FM GmbH

Projekt: Play.fm App Engine

Programm: focus Musik 2011

Programmlinie: departure focus

Schwerpunkt: Musik

Förderquote: 57%

Gesamtfördersumme: EUR 52.098

departure unterstützt in diesem Projekt die Programmierung, das Design sowie erste Vermarktungsaktivitäten zur App Engine.

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