„Da versagt die Wissenschaft“

P.A. Straubinger, Regisseur der Lichtesser-Doku „Am Anfang war das Licht“, im Interview.

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Ö3 Filmexperter P.A. Straubinger ist nach jahrelanger Recherche davon überzeugt, dass es das Phänomen Lichtnahrung tatsächlich gibt, also dass manche Menschen keine Nahrung und keine Flüssigkeit brauchen. Die australische Esoterikerin Jasmuheen machte Lichtnahrung in den 90ern bekannt, auch aufgrund von Todesfällen. Sie selbst musste einen kontrollierten Fastenversuch wegen lebensbedrohlicher Dehydrierung abbrechen. Anders scheint es beim indischen Guru Prahlad Jani zu sein, der 2003 und 2010 in einem indischen Spital getestet wurde. Er ist der Kronzeuge in Straubingers Kinodoku „Am Anfang war das Licht“ (Start: 17.9., Review hier), auch wenn die Studie umstritten ist. Im Interview beantwortet der Filmemacher kritische Fragen und beschreibt sein Bild von Wissenschaft.

The Gap: Zu vielen Personen und Inhalten von „Am Anfang war das Licht“ finden sich allein schon auf Wikipedia wesentliche Kritikpunkte – die tauchen im Film nicht auf…

P.A. Straubinger: Weil sie faktisch nicht richtig sind.

…Beispiel: die Überprüfung von Jasmuheen 1999.

P.A. Straubinger: Die Überprüfung habe ich zwar im Interview mit dabei, aber ich hab es nicht reingeschnitten. Jasmuheen ist, was ihren Ruf betrifft, ohnehin zerstört. Das hätte keinen Sinn gehabt. Der Film folgt ja einem Aufbau: Man beginnt bei extremer Skepsis, über den Omsa, wo du dir denkst, `was ist das für ein durchgeknallter Vogel`, dann Dr. Werner, bei dem während einer Überprüfung in Basel festgestellt wurde, dass er beim kontrollierten Fasten in einen katabolen Stoffwechsel kommt. Und dann gibt es eben die Prahlad Jani Studie, die zwei wissenschaftliche Sensationen offenbart, die auch in keiner Wikipedia stehen.

Haben Sie die Studie?

P.A. Straubinger: Die Studie ist im Internet abrufbar. Sie ist frei zugänglich, sowohl auf der Homepage vom indischen Verteidigungsministerium als auch auf der Seite von Dr. Shah.

Aber sie wurde nicht wissenschaftlich publiziert?

P.A. Straubinger: Genau. Das ist ein zweiter Punkt, den ich ja auch im Film anspreche. Das ist eine eigene Geschichte: Wie entsteht wissenschaftliche Wahrheit? Wissenschaftlich wahr ist, was in den heiligen Schriften der Wissenschaft steht. Da gibt es ein paar große Zeitschriften, da entscheiden ein paar Leute, was veröffentlicht wird und was nicht. Anscheinend gibt es Metastudien, die zeigen, dass viele Dinge, die weit außerhalb des Mainstreams waren, einfach nicht veröffentlicht worden sind. Ich glaube, die erste Herztransplantation zum Beispiel, solche Sachen sind nicht veröffentlicht worden.

Es gibt massive Kritik an der Studie mit Prahlad Jani, beispielsweise durfte er raus…

P.A. Straubinger: Der hat den ganzen Tag im Raum sein müssen, es hat zwei Kameras gegeben, da kann es sein, dass er innerhalb vom Zimmer bei der einen Kamera raus ist, aber dann war er in der anderen. Und dann hat er mehrmals täglich raus müssen – Blutbild machen usw., wo er aber mit einer mobilen Kamera überwacht wurde. Es gibt für jede Sekunde ein Bild. Was mich bei der Medienbeobachtung verblüfft: Da gibt es esowatch.com. Die schreiben irgendwas, das wird im Internet veröffentlicht, ist dann in Google ganz oben, weil es jeder so gern liest und weil es alle Leute sofort beruhigt.

Die Überwachung und das Studienprotokoll werden kritisiert…

P.A. Straubinger: Das ist ja auch so lustig. Dieser Sanal Edamaruku (Anm.: Generalsekretär der Indian Rationalist Association) bezweifelt die Studie, weil er nicht eingeladen wurde! Das ist ein Politikwissenschaftler. Da waren 24 Ärzte und Wissenschaftler auf ihrem Gebiet, das Ganze ist noch überwacht worden vom Verteidigungsministerium. Warum sollen die irgendeinen Typen einladen? Ich lade mir ja auch nicht die Zeugen Jehovas ein, wenn ich eine kritische alttestamentarische Analyse mache.

Die Wissenschaft hat natürliche ein massives Problem, das anzuerkennen. Denn wenn das stimmt, muss man das komplette wissenschaftliche oder schulmedizinische Paradigma niederreißen.

(…)

Die Bänder (Anm. die Videoüberwachung) kann sich jeder anschauen. Aber es macht sich ja niemand die Mühe, das ist ja das, wo ich mich so aufrege. Es gibt zwar ein paar Leute die ins Internet kotzen und sagen „Das ist ein Scheiß“ aber es macht sich niemand die Mühe, das er da runter fährt und sich das anschaut.

Haben Sie das gemacht?

P.A. Straubinger: Nicht für die vollen zehn Tage. Ich habe auch nur Ausschnitte gesehen (…)

Außer dass die Skeptiker sagen, das ist zweifelhaft, gibt es nichts, wo man an dieser Untersuchung rütteln könnte. Und der Punkt ist ja: Die klassischen Wissenschaftler zweifeln ja nur deshalb dran, weil sie keine Erklärung dafür haben.

(…)

Das ist ja nicht das Einzige. Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf Sachen gekommen, wo ich mich frage, warum beschäftigt sich niemand damit? Zum Beispiel die Leute ohne Gehirn: Da hat ein Professor John Lorber Fälle von Menschen dokumentiert, die keinen Neocortex haben. Da ist nur Flüssigkeit drinnen und die sind normal intelligent.

Es gibt massig so Dinge. Und es gibt auch von der Wissenschaftstheorie eine genaue Erklärung dafür, warum das so ist. Es wird so lange versucht, Phänomene in die gängige Theorie einzubauen, wie es funktioniert. Wenn es nicht funktioniert, werden sie entweder ignoriert oder als Betrug abgetan. Und alles, was in das herrschende Paradigma nicht hinein passt, wird einfach nicht verhandelt von der Wissenschaft. Es wird entweder lächerlich gemacht oder ignoriert. Und es werden die jeweiligen Wissenschaftler selbst aus dem Mainstream ausgeschlossen. Aber nicht, weil ihre Fakten schlecht wären, sondern weil es nicht in das gängige Glaubensmodell hineinpasst. Das ist leider auch meine Beobachtung, dass die klassische Naturwissenschaft wie eine Religion funktioniert; du hast die Päpste, du hast die heiligen Schriften, du hast die Eliten, die beschließen, was wissenschaftliche Wahrheit ist und was nicht – völlig unabhängig, von dem was in Wirklichkeit passiert.

Oder wenn ich im Spiegel lese: Homöopathie ist Illusion. Ich weiß 100prozentig, dass das Millionen von Menschen geholfen hat, das kann dir jeder erzählen. Wieso hat das geholfen? Das ist denen völlig wurscht, die sagen Placebo. Aber was ist Placebo? Placebo ist in Wirklichkeit der Beweis für Geistheilung. Da versagt die Wissenschaft. Sie beschäftigt sich nicht mit der Wirklichkeit, sie beschäftigt sich damit, dass sie ihr eigenes Glaubensmodell beweist.

Ich bin jetzt nach dieser ganzen Zeit überzeugt, dass es ein authentisches Phänomen Lichtnahrung gibt, aber man sollte nie das Phänomen direkt anstreben. Bei allen Leuten, die das dauerhaft machen, ist es als Nebeneffekt passiert und nicht weil sie gesagt haben „Ich will jetzt nichts mehr essen“. Das ist nichts Anstrebenswertes. Es gibt genug zu essen für alle.

Wie haben Sie Ihre Experten gefunden und ausgewählt?

P.A. Straubinger: Wer so mein Brett vorm Kopf etwas gelockert hat, war der Rupert Sheldrake, weil mich das einfach fasziniert hat. (…)

Das war bei mir ein ganz organischer Prozess – es war eben nicht so, dass ich als Filmemacher meine Geschichte gehabt habe und gesucht habe – „den brauche ich und den brauche ich“ – sondern der Film ist aus meinem persönlichem Interesse heraus gewachsen. Im Internet kannst du dir alles beweisen, wenn du willst. Du glaubst was und du kannst dir immer das heraussuchen, was dich interessiert.

Interview: Jörg Wipplinger betreibt den Videoblog i>http://diewahrheit.at mit den Themen Esoterik, Pseudowissenschaft und Medien. Er hat Zoologie und Journalismus studiert und ist Wissenschaftsredakteur der Donau-Universität Krems. Seine Review zum Film steht hier online.

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