Der König tanzt

Fettes Brot-Drittel König Boris begibt sich auf verschlungene Solopfade und versucht sich mit mittlerem Erfolg an tanzbaren Popsongs.

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Gemeinsam mit seinen ebenfalls grundsympathischen und ähnlich unauffälligen Kollegen vom Fetten Brot hat König Boris bewiesen, dass man auch mit schon fast aufdringlicher Durchschnittlichkeit und dem Gestus des perfekten Schwiegersohns sehr erfolgreich sein kann im "Alternative Mainstream". Boris` Selbstverwirklichungstrip sollte wohl etwas wilder ausfallen, als der im Lauf der Jahre zunehmend verpoppte Leichtgewicht-Hip Hop des Trios. Artwork, Styling (Melone, Federn, Stock, eng sitzender mit zahlreichen fancy Details verzierter Schaustelleranzug, Clockwork Orange/Baseballclown/Kiss?-Schminke, Doc Martens,…), das leicht psychsedelische Video, die an New Wave, Madchester Rave schreit: "Hey, seht her! Hier gibt`s viele Referenzen und ich kenn mich voll gut aus Pop Art und Modkultur und Filmen und so nem Zeug."

Textlich dominiert ein, auch für schwer ADS-Betroffene und Twitter-Geschädigte gut konsumierbares Patchwork aus griffig formuliertem Assoziationskettengerassel einmal quer durch "alles". Soll wohl unsere verwirrend moderene Lebensrealität widerspiegeln. Dieses Eskapismus und Stylerdekadenz gleichzeitig kritisierende und abfeiernde Flächenbombardement kriegen die, auch nicht ganz unproblematischen, Deichkind aber bei weitem besser hin. Bei Boris verschwindet der angestrebte Flash hinter einer viel zu glatten Produktion und dem distanziert wirkenden Vortrag. Wo bei ähnlich gearteten Entwürfen offensiv aufgesetzte Emotionslosigkeit als stilisierter Ausdruck eines Zustands jenseits von, und lange nach der Verzweiflung gelesen werden kann, scheint es bei Boris so zu sein, dass seine Biedermann-Ausstrahlung einfach zuverlässigst wirklich alles andere überdeckt und seine ambitionierten Pläne dadurch zunichte gemacht werden. Der hier zelebrierte überdrehte Firlefanz wirkt einfach nicht. Der Künstler füllt seine selbstgewählte Rolle nicht überzeugend aus. Und das er irgendwo zwischen "nicht mehr wirklich Rapper" und "noch nicht wirklich Sänger" festsitzt, hilft auch nicht gerade.

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