Wie bescheuert seid ihr eigentlich?

Statt im Prater Autodrom zu fahren, haben 25.000 Leute lieber 60 Euro für Avicii gezahlt. Sorry, das ist ziemlich dämlich.

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Irgendwas „du sollst dir keine Gedanken machen“ und „brauch deine love“. Solche Zeilen merkt sich Avicii richtig gut auswendig. Denn dazu fuchtelt er mit seiner rechten Hand dauernd in der Luft und zeigt damit, was die Melodie macht. Die andere hat er am Mischpult. Damit macht er Musik, die richtig reinhaut. Den einen Track mit Dö dö dö dö. Dö dö dö, dö dö dö kannten auch wirklich viele Leute, und zur Blümchen-Melodie gab es voll den schönen Sternenhimmel als Visuals. Ein bisschen nach Riverdance klang es auch manchmal. Und dann wieder voll EDM. Die Party des Sommers.

Man hat gelernt, dass man den Leuten nicht böse sein darf, wenn sie mal Dampf ablassen und einfach Urlaub vom Kopf machen. Es muss nicht immer voll brainy Mozart oder Coldplay sein. Sonst könnte man ja gleich Drogen und Ego Shooter und Monster Trucks verbieten. Aber irgendwie war das echt nur ein überteuerter Scheiss, was Avicii da samstags in der Wiener Krieau abgelassen hat. Keine Dance-Action mit Dancern, keine spezielle Bühne außer einem großen Altarklotz, keine tanzenden Roboter, keine Laser, keine Trapeze oder Butterstampfer, keine Visuals, die auch nur einen Moment mehr als harmlos gewesen wären. Da Rauch, dort Feuer, am Ende ein bisschen Feuerwerk – das war alles.

Die Musik dazu kannte man. Eigentlich kannte man sie schon seit Love Parade und Viva Techno. Seit den frühen Technotagen sind die Bühnen größer geworden und die Bässe wuchtiger. Und die Menschen wollen Bass. Das hat eine Studie der Universität Wien letztens herausgefunden – wie auch die Huffington Post hier vielbeachtet berichtet hat. Menschliches, Allzumenschliches, dazwischen ein fetter Drop. Deshalb sind EDM-Produzenten heute Superstars.

Und Avicii hatte ja seinen superbekannten Sommerhit letztes Jahr mitgebracht. Das DJ-Set war deshalb – erwartbar – natürlich komplett vorher aufgezeichnet und wurde halt abgespielt. Gekümmert hat das eigentlich niemanden. Sie wollten Bass. Sie bekamen Bass. Das reicht den meisten Menschen auch vollkommen, Musik soll sie unterhalten – darüber muss man sich im Klaren sein. Vermutlich haben sie allerdings nur nicht gewusst, dass im Prater nebenan auch wirklich fetter Sound läuft. Im Autodrom kann man anderen Leuten dabei sogar auch noch voll reinfahren. Und die Frage ob man lieber eine sanfte Gehirnerschütterung haben oder Avicii live um das zehnfache Geld sehen möchte, wäre doch bitte ein echter No-Brainer.

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