RAF, Chak und Joshi von der Strasse

Drei Freunde und die Straße. Das neueste Werk der Hip Hop-Schmiede Indipendenza ist ein lauter Schlachtruf mit geflüstertem Friedensangebot.

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Raf Camora und Chakuza haben einen ansehnlichen Weg hinter sich. Beide haben ihr Heimatland Österreich verlassen, um ihr musikalisches Glück in Deutschland zu suchen. Beide machen seit über zehn Jahren Musik. Beide haben einige Stilwechsel hinter sich. Zuletzt auch immer erfolgreicher. Raf war letztes Jahr als Raf 3.0 überhaupt die Nummer Eins in Deutschland, Chakuza mit "Magnolia" auf Platz Fünf. Und nun hatten beide Bock auf guten, alten Straßenrap. Also hurtig noch Joshimizu eingepackt und ein Kollab-Album produziert. Herausgekommen ist eine angriffslustige Ansammlung von Sticheleien und Verbalattacken, die auch hin und wieder Reife beweist. Aber natürlich nicht zu viel. Proll-Provokation wird gemischt mit kurzen Momenten der Selbstreflektion.

Magnolien x Bomben

Das Intro hat bereits eine klare Botschaft. Die Jungs wissen genau, was sie wollen. Jetzt wird die harte Schiene gefahren, wem das nicht passt, der kann ja abschalten. Gerade Fans von Chakuza sollten hier genau hinhören, war sein letztes Album „Magnolia“ doch geprägt von Emotionalität und Tiefgang, eine Blume im Titel, das war reichlich ungewöhnlich – wer so etwas auf „Zodiak“ finden möchte, wird lange suchen müssen. Und gleich mit dem nächsten Track, „Bombe“, werden die Fronten klar gezogen. Raf, Chak und Joshi fahren schwere Geschütze auf und lassen Punchlines regnen. Der Beat ist langsam und unauffällig. Aggressive Stimmung setzt ein, die Richtung scheint klar vorgegeben. Und für den Großteil des Albums bestätigt sich diese Erwartung.

B.F. Allstars feat. Bizzi Montana, Massiv, Pireli & Sprachtot ist eine Kriegserklärung an den gesamten Rest der Welt, in „F-V-K-K“ wird in klassischer Straßenrap-Manier alles gedisst was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und „R.A.G.E.“ ist – große Überraschung – eine Ode an den Zorn. Die Hook in letzterem Track gibt Raf in akzentfreiem Französisch zum Besten. Sprachbarriere hip oder hop, dem Flow kommt das definitiv zu Gute. Wobei das gar nicht nötig wäre: Sowohl Raf als auch Chak lassen in ihrem Sprechgesang keine Schnitzer hören und rappen technisch meist einwandfrei. Und auch inhaltlich zeigen die beiden, wieso sie seit über 10 Jahren fest im Business stehen. Die Punchlines sitzen, die Vergleiche machen Spaß, und die Wortspiele funktionieren. Keine Revolution, aber definitiv unterhaltsam.

Straße – eine Empfehlung

Besonders interessant wird es inhaltlich bei den Tracks „Ruhe nach dem Sturm“, „Der Wahrheit“, „Ein Herz für Hater“ und „Brot & Diamanten.“ Diese Texte wollen niemandem wehtun. Zumindest nicht sehr. Hier geht es um Müdigkeit nach all dem Wüten, Verständnis für Ungustl, die Narrenfreiheit in einer oberflächlichen Welt, und Zufriedenheit als freie Entscheidung. Hier haben sich auch die tieferen Messages versteckt. Auch die Beats sind ruhiger, die ganze Stimmung ist anders, und trotzdem fügen sich diese Tracks in das Gesamtgefüge ein. Es wirkt wie ein Ausgleich, eine Feuerpause in einem Stakkato aus Aggression.

„Zodiak“ ist ein hervorragendes Stück Straßenrap, ohne große Überraschungen, wolkige Beats oder bemühte Innovationen. Für alle Freunde des provokativen Sprechgesangs ist es eine klare Empfehlung.

"Zodiak" von Raf 3.0, Chakuza und Joshimizu ist bereits via Indipendenza erschienen und in Österreich und Deutschland auf die Vier gegangen. Zodiak-Live-Tour: 15. Mai, Weekender Innsbruck, 17. Mai Flex Wien

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