One, two, fuck you!

Ein charmanter Lausbubenstreich, Grimassenziehen, obszönes Wörter-Pingpong: Mac DeMarco spielt gestern vor – aber vor allem mit – dem Wiener Publikum im ausverkauften WUK.

"If I’m not totally mistaken, it’s our first time here in Vienna." – Mac deMarco, die momentan wohl sympathischste kanadische Zahnlücke, grinst ins Publikum. Hier hat sich mittlerweile eine Fangemeinde entwickelt, die sogar ihn staunen lässt.

Der Schweiß tropft von der Decke, von den Gitarrenhälsen, Gitarrist und Bassist machen sich überhaupt nicht die Mühe, Shirts anzuziehen. Der Schmäh läuft bei den Ansagen zwischen den Songs.

Mitgebrüllt wird alles

Von Anfang an werden Grimassen geschnitten, auf der Bühne hin- und hergesaust. Wenn die Gitarrensaite repariert oder neu gestimmt werden muss, dann belustigt eben kurz der Rest der Band das Publikum mit angefeuerten Sprechchören. Es ist eh egal, mitgebrüllt wird alles, die Stimmung ist sehr ausgelassen, sehr gut. Auch, wenn Mac seinen Bandmitgliedern kurz vorm Auftritt scheinbar das Leibgericht weggefuttert hat (Mac just ate my Schnitzel). Man weiß sich an die jeweiligen Gewohnheiten des Landes anzupassen, in dem man gerade auf der Bühne steht. Die Botschaft: Wir sind doch welche von euch. Auch, wenn wir vom anderen Ende der Welt kommen.

Mac DeMarco ist in den 90ern in Kanada groß geworden, war in Vancouver auf der Schule bevor er sich auf den Weg nach Montreal machte, um dort sein Glück als Musiker zu versuchen. Jizz-Jazz-Pop, so bezeichnet er das, was er tut, selbst ganz gern. Als er den Support für die französische Band Phoenix, selbst Fans des schrulligen Indie-Hipsters, macht, ist alles geritzt. Immerhin hat Mac aber auch schon fünf Studioalben im Alleingang aufgenommen, bevor er bei Captured Tracks gezeichnet, eine erste EP, und bald das erste Album veröffentlicht hat.

Salattage

Und nun auf Solotour, die ihn gestern nach Wien geführt hat: „Salad Days“, die zweite LP, erschien im April 2014 und ist beinah schon ein moderner Klassiker, ganz ein junger Beck. Mac schreibt zwar mittlerweile etwas experimentellere Songs, generell sind sie aber nach wie vor sehr geradlinig – und schon allein deshalb perfekt für ein Liveset, bei dem man in ausgedehnten Jamsessions Interpretationsfreiraum lässt. Die oft schnell geschredderte, helle Gitarre steht im Gegensatz zur unaufgeregten, oft monotonen Stimme. Nicht einmal die besungenen Themen sind wahnsinnig überraschend. Und auch sonst ist gestern, beim ersten Österreichauftritt des Kanadiers, alles wunderbar glatt gegangen. Fuck you ist die am häufigsten verwendete Wortkombination des Abends.

Was Mac DeMarco gleichzeitig faszinierend wie zugänglich macht, ist seine Unaufdringlichkeit, seine Nicht-Inszenierung: kein ausgeklügeltes Selbstmarketing kein Instagram-Foto.

Er ist der Typ, der am Sonntag Nachmittag neben dir auf der Parkbank sitzt, die versiffte Kappe am Kopf, das immer gleiche Schmunzeln um die Lippen, wahrscheinlich eine Bierdose in der Hand. Er erzählt aus seinem Leben, was er so tut, wen er so trifft. Wen er liebt, und wen nicht mehr ganz so sehr.

Das klingt alles sehr naiv, sehr einfach. Dabei ist es große Unterhaltungskunst.

Mac DeMarco hat gestern vor einem ausverkauften WUK Wien sein erstes Österreichkonzert gespielt.

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