Mehr als irgendwas mit Rot

Elly Jackson ist endlich wieder La Roux. Dieses Mal auch ganz ohne Produzenten-Back-Up. Auf „Trouble In Paradise“ lagen alle Entscheidungen alleine bei ihr. So gehen Comebacks.

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Ganz kurz jetzt. Das Debütalbum mit den Superhits „In For The Kill“ und „Bulletproof“ liegt tatsächlich fünf Jahre zurück. Damals ließ sich Elly Jackson noch vom Produzenten Ben Langmaid Kontakte und Musik checken. Der Hype war groß, die damals 21-Jährige schwer überfordert. Die Folge waren Stimmverlust und Panikattacken, Langmaid vertschüsste sich auch irgendwann, ihre Plattenfirma machte Druck, weil sie weiter am Erfolgskonzept La Roux verdienen wollte. Jackson, sowieso nie unbedingt fürs ach so glamouröse Blitzlichtgewitter geschaffen gewesen, schmiss vorerst einmal alles hin. Ging nicht mehr.

Nicht heiß, aber warm

Jetzt im Jahr 2014 ist ihr Stagename immer noch genauso grammatikalischer Schwachsinn wie 2009 (ja, weil es französisch eigentlich „La Rousse“ heißen müsste, was aber bescheuert und irgendwie nach Teufelroller klingt), ihre Musik ist dafür um ein Vielfaches besser geworden. Es ist nicht so, dass man gleich merkt, dass Jackson eine harte Zeit hinter sich hatte und diese jetzt musikalisch verarbeiten musste, nein, glücklicherweise nicht. „Trouble In Paradise“ klingt vielmehr weicher, lebendiger, nicht heißer, aber zumindest wärmer. Das Mechanische, Kalte, das das eh beachtliche Debüt ausstrahlte und ihr dieses puppenhafte Image andichtete, gibt es in der Form nicht mehr. Als würde sie zwischendurch sogar einmal erleichtert aufgelacht haben. Es ist aber trotzdem kein happy Pop-Album. Eigentlich überhaupt nicht.

Zweite Chance für den Fame

Elly Jackson singt von Liebe, Verlust, Sehnsucht und Sex, von immer relevanten Allerweltsthemen also. Die Musik knallt weniger als auf dem Vorgänger, sie federt zwischen Disco und Funk bis hinüber zum Pop. Trotz Witz ist sie eher unaufdringlich. Die Stimme ist entspannter und weniger monoton geworden. Das ist alles gut so, denn gerade das, dass sich beim ersten Hören noch nicht gleich die potentiellen Hits herauskristallisieren, macht die Platte so angenehm und vor allem dauerhaft hörbar. Sie braucht vielleicht den ein oder anderen Anlauf, um sich so richtig zu entfalten, verschwindet dafür aber nicht gleich wieder. Wegen Reizüberflutung oder so.

Es ist irgendwie voll schön, dass Elly Jackson wieder da ist. Dass sie noch einmal wissen will, wie dieser sogenannte Fame funktioniert, der ihr nie so richtig geheuer war. Das Comeback steht ihr.

"Trouble In Paradise" ist bereits via Polydor erschienen.

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