K & K – Anarchie

Kraftklub haben das Gasometer liebevoll auseinandergenommen. Was gibt es schöneres, als eine Band, die ihre Fans versteht?

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Es brodelt. Kraftklub lassen auf sich warten. Und vor der Bühne staut sich Energie auf. Funkenflug liegt in der Luft. Gut, dass im Gasometer keine Brennstoffe mehr gelagert werden. Erlösung kann nur die Explosion sein. Es folgen Knall, schreiende Menschen und Rauch. So fängt es an. Für immer.

Just Married

Getreu dem Energie-Erhaltungssatz wandeln die Polohemd-Träger den Sound in Kinetik um. Die Jungs kennen ihre Fans, verstehen den Anspruch an ihre Musik. Diese wilde Ehe aus Alternative Punk und ja doch … Rap nimmt den ganzen Saal auf versaute Flitterwochen mit. All-Inclusive, für jeden was dabei.

„Verdammte Bonzenkinder.“

Linguisten versuchen, mit Felix Brummers Sprechgesang mitzuhalten. Krieger des Moshpit hüpfen sich fröhlich gegenseitig in die Fresse. Und beim gelegentlichen „Oh-Oh Ooh Ooh!“ teilen sich plötzlich allesamt zwei gigantische Stimmbänder. Man schreit und stampft, auf beiden Seiten der Bühne. Randale. Frontsau Felix düst übers Parkett, reicht Fans die Hand, und weicht gefühlt alle 15 Minuten geschickt einem fliegenden Trinkgefäß aus. „Ja was denn, gibt’s hier in Wien kein Pfand oder was? Verdammte Bonzenkinder.“ Recht hat er.

Wenig Ach, viel Krach

So weit, so wild. Einzig beim ruhigen „Hand in Hand“ ging die Verbindung zur Crowd kurzzeitig flöten. Die Meute machte kein Geheimnis daraus: wir sind für den Krach da. Zum Glück ist das Band auch klar. Mit sauber eingespielten Riffs, Blitzlichtgewitter und Pyro hielten Kraftklub die Stampede auch sauber am Laufen. Damit ihnen das Vieh nicht mittendrin kollabiert, haben die Herren sich auch was fürs interaktive Verschnaufprogramm überlegt.

Daniel’s Mom

So nahm Felix einem jungen Zuseher namens Daniel das Handy ab, rief dessen Mutter an, und ließ das Gespräch per AUX-Kabel über die Lautsprecher laufen. „Ihr Sohn ist gerade auf einem Konzert von Revolverheld, wussten Sie das?“ Daniel’s Mom findets hoffentlich lustig, unwissentlich vor einer Konzertmenge gesprochen zu haben. Besagte Menge war jedenfalls begeistert.

Auf Händen um die Wette

Routine-Übungen wir das plötzliche Auftauchen auf einer Mini-Bühne direkt hinter den Fans beherrschen Kraftklub sowieso. Dass noch keiner vorher auf „Wett-Stagediven“ gekommen ist, sollte auch zu denken geben. (An dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch an Gewinner und Geburtstagskind, den Bassisten Karl Schuman.) Das mit der Interaktion haben die Fünf aus Karl-Marx-Stadt wirklich drauf.

Am Ende steht der Ozean aus nackten Leibern und wirbelnden Shirts. Am Ende fliegen Schweißtropfen umher, als Antithese zu den Funken vor Beginn. Am Ende sind alle glücklich, und alle sind am Ende. Aus rauen Kehlen tönt noch kollektiv die Feststellung, man scheiße in die Disco. Und dann sind vier Jungs mit und einer ohne Polohemd hinterm Vorhang verschwunden. Da bleibt wirklich nur noch eine Frage offen: vielleicht kann man das Nova Rock ja doch ertragen, wenn man dafür nur vier Monate aufs nächste Mal warten muss?

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