Just me and my guitar

Am Tag seines ausverkauften Konzerts in der Wiener Ottakringer Brauerei trafen wir José González und sprachen mit ihm über seine Vorliebe für klassische Gitarren, seine Dreisprachigkeit und seine Zusammenarbeit mit Ben Stiller.

Du hast vor kurzem dein drittes Soloalbum "Vestiges & Claws" herausgebracht, dein erstes Album seit 2007. Dazwischen hast du zwei Alben mit deiner Band Junip gemacht. Wie entscheidest du, ob du ein Soloalbum oder eines mit Junip machst?

Es ist mein drittes Soloalbum. Nach meinem zweiten Album hatte ich keine Lust mehr, immer nur alleine meine Songs zu spielen und auf Tour zu gehen. Da beschloss ich, Junip zu gründen. Als ich dann mit der Band auf Tour war, hatten wir Lust, es fortzusetzen, also haben wir noch ein zweites Album herausgebracht. Aber bereits da wusste ich, dass ich danach wieder ein Soloalbum machen würde. Das ist für gewöhnlich ein langer Prozeß, da ich langsam schreibe, und durch das Touren und die Veröffentlichungstermine hat sich bei mir eine Art Dreijahreszyklus ergeben, in dem meine Alben erscheinen.

Wenn du einen Song schreibst, ist dir dann gleich klar, ob er zu Junip oder zu deinem Soloprojekt past?

Bei Junip arbeiten wir immer von Beginn an zusammen, damit wir ein Bandgefühl kreieren. Beim Soloprojekt gibt es nur mich und meine Gitarre. Ich schreibe also nie für Junip, wir jammen zusammen und erstellen Demos, erst danach schreibe ich die Texte und Gesangsmelodien. Es ist also sehr leicht, die beiden Projekte zu trennen.

Du hast diesmal auch bei deinem Soloprojekt eine Liveband dabei?

Ja, einen Schlagzeuger, einen Conga-Spieler, einen zweiten Gitarristen, der auch singt und einen weiteren Mann an Percussion, Keyboards und Gesang. Wir sind also zu Fünft auf Tour. Diese Entscheidung habe ich getroffen, während ich mein Album produziert habe. Beim Großteil der Songs sollte es möglich sein, sie alleine spielen zu können, aber bei einigen Songs habe ich mir ein größeres Arrangement gewünscht.

Als ich das neue Album hörte, das fast nur aus deiner Gitarre und Stimme besteht, dachte ich, dass du auch alleine auftreten wirst.

Es gibt einige Songs, die ich ganz alleine spiele, und einige mit der Band, aber es klingt dennoch sehr reduziert. Es ist ja nicht so, dass ich einen Heavy Metal-Drummer dabei hätte (lacht). Es geht mehr darum, die dezente Percussion vom Album live wiederzugeben, vor allem unser Conga-Spieler spielt wesentlich besser als ich auf den Aufnahmen. Am liebsten hätte ich noch mehr Leute dabei, um noch mehr Handclaps und Stimmen zu generieren. Mit der Band klingen die Songs etwas anders und etwas besser (lacht), manche Nummern würde ich daher auch gerne neu aufnehmen.

Du hast auch ein eigenes Studio, oder?

Ich teile mir ein Studio mit dem Produzenten Christoffer Berg. Dort habe ich ein paar von den Songs aufgenommen, aber einige auch bei mir zu Hause auf dem Computer. Ich habe daheim ein minimales Setup, das aus einem guten Mikrofon, einem Vorverstärker und einem Kopfhörer besteht. Ich glaube, das passt zu den Songs und denke, dass man auch fühlen kann, dass das Album home made ist. Das hat auch einen psychologischen Effekt, vergleichbar mit einem Essen, dass jemand zu Hause in der Küche zubereitet (lacht).

Hast du auf dem Album textlich spezielle Themen behandelt ?

Ich starte bei einem Song immer zuerst mit der Musik und den Melodien und dann erst mit den Texten. Als ich alle Songs fertig geschrieben hatte, fiel mir der Albumtitel "Vestiges & Claws" ein, denn viele der Themen drehen sich um Erinnerungen und Spuren, die einmal da waren oder immer noch da sind. Ich denke, das könnte ein Überthema sein, aber es war nicht als solches konstruiert. Wenn wir die Songs nun live spielen, bin ich zufrieden mit dem Titel, da er sehr poetisch klingt und sich auf unterschiedliche Lebensgeschichten von Menschen beziehen kann. Bei manchen Texten greife ich auch gerne philosophische Themen auf, etwa wie und in welche Richtung wir uns als Menschen vorwärts bewegen. "Every Age", "What Will" und "Leaf Off" gehen in diese Richtung, inspiriert von Protestsongs wie "Turn! Turn! Turn!" (von Pete Seeger, Anm,) oder auch "Imagine" von John Lennon.

Was ist eigentlich deine Muttersprache?

Schwedisch, und der Rest ist eine Mischung aus Englisch und Spanisch. Spanisch spreche ich zwar fließend, aber mein Vokabular ist sehr begrenzt. Ich lese sehr viel in Englisch, und auch auf der Tour oder so wie jetzt, wenn ich Interviews gebe, wird Englisch gesprochen. Daher ist Englisch sozusagen meine zweite Sprache geworden.

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Bild(er) © Stephan Brueckler
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