Ink ist stärker als das Schwert

Ink Music wird 13. Sie verkaufen immer noch kein Bier, sondern ja eh, das mit der Musik und woran man glaubt. Ein Interview. Und Glückwünsche.

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Vor fast genau drei Jahren hat Ink Music Geburtstag gefeiert. Das Label/ Agentur/ Freundeskreis/ Ding hatte gerade nach Deutschland expandiert. Die Worte von damals gelten heute nach wie vor, nur dass Ink heute noch ein bisschen mehr macht als früher. Ein Ticket-Service etwa. Ihre Akademie läuft auch schon länger, neun Jahre, für Leute, die so wie sie daran glauben, dass Musik schön sein kann und den richtigen Boden braucht, um aufzugehen.

Beobachten konnte man das die letzten Jahre über mehrfach, wie Projekte bei Ink aufgingen, immer grösser wurden … und von Ink abwanderten. Hannes Tschürtz, freundlichste und tragischste Figur im heimischen Bizniz, konnte man manchmal über den CEO von Ink hören. Andere würden Bands mit Verträgen über Alben und Jahre an sich ketten, Hannes Tschürtz scheint aber das mit der Freundschaft im Namen ernst zu meinen. Mit Bilderbuch scheint es diesmal endlich zu klappen. Oder doch nicht. Das wird man im Herbst sehen. Und kann hier schon Genaueres zu Hits und Misses aus 13 Jahren lesen. Gefeiert wird dann auch.

Wie gehts euch? Nach 13 Jahren im Business kaufen sich IT-Leute ja eine Wohnung …

Wohnungen sind was für IT-Leute. Wir besitzen mehrere Luftschlösser und haben gelbe Lamborghinis in Videos.

Was waren euere drei rentabelsten Releases – Verkäufe, Sync Rights und Live zusammengenommen?

Die Frage ist wesentlich komplizierter, als sie klingt. Aber es dürften Garish‘s „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ und Rangleklods „Beekeeper“ darunter sein.

Du kommentierst auf deinem Blög immer wieder problematische Entwicklungen in der österreichischen Musikindustrie. Bemerkst du ein Umdenken, bringt die unbezahlte Schreibkunst also vielleicht sogar etwas?

Wenn ich persönlich etwas falsch oder diskussionswert finde, empfinde ich es als eine Art inneren Zwang, das loszuwerden und anzusprechen. Bringen tut es mitunter lebhafte und spannende Diskussionen – das ist denke ich auch Sinn und Zweck der Sache. Trotzdem ist der allgemeine Wirkungskreis natürlich extrem gering. Aber man merkt langsam, dass sich die Grundstimmung in Bezug auf das hiesige Musikschaffen doch ein wenig ins Positive entwickelt. Insgesamt ist „Umdenken“ wohl aber ein zu großes Wort. Aber man könnte sagen: „und sie bewegt sich doch“.

Wandert Bilderbuch zu Four Music ab?

Da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Ich vergöttere diese Band, seit ich sie zum ersten Mal auf der Bühne stehen sah – und das war 2007. Sie sind Teil der Ink Music-Familie und werden auch dann einen Platz in der Historie, unserem Herzen und unserem Kopf behalten, wenn einmal eine Platte woanders rauskommt. Genauso wie es bei Ja, Panik, Sohn, Garish, Rangleklods oder Ezra Furman auch der Fall war und ist. Wir sind geschichtlich als Agentur und als Label mit all diesen Künstlern eng verwoben, aber Bands kann man gottseidank nicht „besitzen“. Wir betrachten uns da viel mehr als Partner, Wegbegleiter, Helfer und in vielen Fällen glücklicherweise als Freunde.

Welche Projekte hättet ihr besser gar nicht gemacht? Und was hat sich besser entwickelt als gedacht?

Praktisch jedes Projekt hat seine positiven und negativen Seiten – und aus jedem wirtschaftlichen Misserfolg kann man trotzdem seine Lehren ziehen. Insofern würde ich kaum etwas missen wollen. Wir haben einige Anläufe unternommen, mit Künstlern auch weiter über die Landes- und Sprachgrenzen hinaus zu kommen – das ist oft eine zu hohe Hürde gewesen. Umgekehrt sind erfolgreich entwickelte Künstlerkarrieren wie die oben genannten irgendwann „ausgewachsen“ und sprengen den Rahmen eines kleinen Wiener Independent-Betriebes.

Wie oft hast du einer Band schon fertige Songs oder ganze Alben abgesägt?

Soweit ich mich entsinne noch nie. Die künstlerische Freiheit und Entfaltung haben wir in all den Jahren doch sehr ernst genommen.

Gerade diskutieren wir wieder über Frauen in der Musik. Ink bzw Schönwetter Schallplatten hat auch eher unter 20% Musikerinnen, dafür sehr viele Mitarbeiterinnen. Wie kommts?

Wir arbeiten sehr gern und viel mit weiblichen Künstlern zusammen, aber auch ich kann das Angebot nicht steuern. Es gibt leider einfach viel weniger Frauen als Männer, die sich aktiv ins Musikmachen stürzen. Das ist sehr schade. Woran das liegt, darüber könnte man sehr lange Abhandlungen schreiben.

Ihr macht mittlerweile viele Shows. Angeblich rentiert sich das aber nur, wenn man den Leuten dabei auch Bier verkaufen kann. Blurp?

Wir sind seit 2001 eine Musikagentur aus Leidenschaft und keine Gastronomen. Leider sind viele Tendenzen und Strukturen im Veranstaltungswesen – auch auf Seiten der Professionisten – zusehends weniger dafür geschaffen, dass man mit dieser Einstellung überlebt geschweige denn viel Geld verdient. Aber sagen wir einmal: Wir sind mitunter auch stur.

Bei wem konnte sich Ink bisher noch nicht ansatzweise angemessen bedanken?

Wieviel Platz hast du? Ich bewundere zutiefst die Geduld und den Enthusiasmus aller Leute, die mit und für ink music gearbeitet haben, vor allem der Künstler selbst, der Mitarbeiter und der Praktikanten über die Jahre. Die für die Wahl dieses Berufsfeldes nötige Dimension an Hingabe und Selbstausbeutung ist in Dankbarkeit nicht ansatzweise aufzuwiegen. Insofern sind wir allen dankbar, die uns bei jedem Konzert und bei jedem Release feststellen helfen, dass wir nicht die einzigen Spinner auf dem Planeten sind, denen (diese) Musik etwas bedeutet.

Wir gratulieren Ink Music zu 13 Jahren. Der Label-Zweig Schönwetter wird Ende Juli 10 runde Jahre alt. Wird dann auch gefeiert. Inzwischen wird Ink kommenden Donnerstag, 3. Juli, mit großem "Bash" und "Melone" im Wiener B72 13 Jahre alt.

Bild(er) © Laura Gaetano aka Alice Tragedy (vlnr: Reinhold Seyfriedsberger, Bettina Schöll, Corinna Maier, Hannes Tschürtz)
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