I kumm aus am Land…

…wo Frauen Bärte tragen und Volksrocker Politdebatten auslösen können. Wo Elkes kleiner Fauxpax zum Gate wird und im Herbst gern auch mal ein 8erl Sturm statt Spritzer trunken wird, oder eher 5/8erl in Ehr’n.

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Österreicher haben ja ein spezielles Verhältis zu Österreich. Das kann man natürlich über jedes Land behaupten. Denn ein bisschen absurder Stolz, ein bisschen Selbsthass ist immer dabei. Wenn man sich mit den deutschen Nachbarn vergleicht, scheinen aber suderantische "So ist dieses scheiß Land eben, haha"-Kommentare deutlich beliebter zu sein. Die Achterl geben sich nun recht österreichisch, rücken das Bild aber an ein paar entscheidenden Stellen zurecht. Noch dazu kann man dabei mitsingen.

Die hohe Zeit von Austropop ist längst vorüber. Aber natürlich gibt es die Dialekte, die Walzer, die Ziehharmonikas, dazu ein bisschen Grant und Grind. Einige von den Volkspoppern sind richig erfolgreich. Da gibt es die, die auf dem rechten Auge blind sind, wie der Gabalier, bei anderen reicht der Horizont von Mellau bis Schoppernau, während andere einen Song über Bioethanol und Finanzkrise zumindest als Punk-Polka spielen. Selbst Danzer, Ambros, STS wussten schon, dass Austro geil sein kann, zwar nur regionalgeil, aber da so richtig.

Das eleganteste Statement

Jetzt kann man die natürlich nicht alle in einen Topf werfen. Die 5/8erl in Ehr’n ganz besonders nicht. Soul, genauer Wiener Soul dargebracht in naja, nennen wir es mal Mundart, ist ihr Metier und „Yes We Does“ ihr viertes Album. Eine ruhige, sehr herbstliche Scheibe, leise, smart, kritisch und trotzdem irgendwie kitschig, manchmal lustig und manchmal bitterernst. Abgesehen von zwei Ausnahmen geht’s auch darum inne zu halten, zu fühlen. Und das macht die Achterln so einzigartig, dass sie ihre Unzufriedenheit nicht in einfach Parolen übersetzen, nicht in politische Lehrstücke oder oberlehrerhaftes Geseiere. Sondern sie singen in vieldeutigen Bildern und auf feinen Akkorden mit genügend Hinweisen, dass man diese Songs trotzdem gar nicht missverstehen kann. Ein Song wie der "Akademikerball" ist ungefähr das eleganteste Statement, dass man sich angesichts dieser unsäglich dummen Veranstaltung vorstellen kann. Danke dafür.

Wir. Wir? Wir …

Jetzt haben die 5/8erl im Gegensatz zu anfangs genannten Kollegen, es immer geschafft dem ganz großen Rampenlicht zu entkommen, waren immer anders. Ihr wichtigstes Werkzeug dabei ist das Wir-Gefühl, das aber nie ein einfaches Wir ist, sondern ein Wir, das auch immer problematisch werden kann. In unserem schönen Land ist es dem Konsument überlassen sich die Meinung zu bilden, über Hermann Maier, Ewald Stadler, Nikki Lauda, Tschuschn und auch Kronprinz Alaba. Aber sie stellen diese Fragen.

Die Achterl greifen all das auf, füllen ihre Verse mit bittersüßer Ironie und verpacken diese so geschickt, dass man zum Schluss nicht mehr weiß was sie eigentlich sagen wollen – wie könnte man österreichischen Zeitgeist besser beschreiben? Natürlich werden sie zurecht dafür gefeiert. Dass sie weder in die nationale Falle tappen, noch ihre Kritik wie politische Liedermacher formulieren. Wiener Soul kann so schön sein. Für „Yes We Does“ kann es nur eine Wertung sein: einmal 5/8erl bitte.

"Yes We Does" von 5/8erl in Ehr’n ist bereits via Viennese Soulfood Records erschienen.

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