Hoch wie nie

Für Stadtkater sind 2000 Meter Seehöhe ja schon eine gewisse Herausforderung, vor allem für solche mit akuter Höhenangst. Der Anstieg hat sich aber gelohnt, wir waren letztes Wochenende am 13. Wetterleuchten Festival in Innsbruck.

Das Wetterleuchten ist das höchstgelegene Festival Europas. Sagt man. Von Wien Westbahnhof bis zur Seegrube benötigt man gute 5 Stunden, was in Anbetracht dessen viel ist, was es teilweise viel näher gibt, aber gar nicht viel, wenn man so einen Ausblick hat.

Mit über 200 km/h düst man im klimatisierten Railjet man einmal quer durch die Republik. Am Innsbrucker Hauptbahnhof angekommen, wird man just mit klassischer Musik ruhig gestellt. Hat man sich in voller Montur durch das Gewusel gekämpft, geht es mit der Linie J bis zur Station Nordkette und wird mit der Hungerburgbahn auf den Berg chauffiert. Die Gondel wurde bis zum Anschlag vollgestopft, es ist natürlich heiß, stickig. Aber es ist die letzte Hürde.

Oben angekommen offenbart sich ein unglaubliches Panorama. Die Seegrube erinnert mit ihren satt grünen Gräsern und den weidenden Schafen ein wenig an die schottischen Highlands. Als es dann noch zu regnen begann, war die Illusion perfekt. Das Gewitter zog zum Glück schnell ab, man konnte es aber noch lange in der Ferne beobachten. Wetterleuchten eben. Gegen 21:00 Uhr wurde auf Facebook geposted, dass das Festival ausverkauft ist, insgesamt waren etwa 1.100 Menschen in der Seegrube.

Die Festivalbesucher waren sehr durchgemischt. Menschen unterschiedlichster Herkunft und Intention. Ebenso die Musik. Es gab Jazz, Techno, House, Reggae, zwischen durch auch mal ein paar EDM-Brecher aber das ist schon irgendwie in Ordnung. Die meisten Hands-Up und WUHUUU-Schreie gab es bei Davidecks & Drums. Das Set erinnerte ein wenig an die guten Iceberg-Parties in der Arena. Cypress Hill, Falco, Chemical Brothers und Jay-Z gaben sich die Hand. In Wien wäre so eine Mischung auf einem Elektronik-Festival schwer denkbar, da würden ein paar Leute die Nase rümpfen. Hier nicht! Danach spielten Julian und der Fux, schon hundert mal gesehen und immer gut – mehr ist nicht zu sagen.

Die Tiroler scheinen ziemlich trinkfest zu sein. Gin Tonics wurden um 4 Euro ausgeschenkt, die Frage ob es sich um 2 oder 4 Centiliter handle, wurde mit einem Glas voller Gin mit einem Schuss Tonic beantwortet. Das Gasthaus hatte rund um die Uhr geöffnert. Man konnte sich sogar das Bier selbst zapfen, natürlich kommt man da schnell auf dumme Ideen, vor allem, wenn niemand sonst im Raum ist. Es hat sich aber niemand unter den Zapfhahn gelegt.

Nach 3 Uhr war leider nicht mehr besonders viel am Festivalgelände los, die meisten fuhren mit der letzten Bahn ins Tal. Man konnte sich aber noch am großen Lagerfeuer wärmen, nette Menschen kennen lernen und auf den Sonnenaufgang warten. Als plötzlich gegen 5 Uhr Nathan Fakes "The Sky Was Pink" in der James Holden Interpretation ertönte, wurden die letzten Reserven mobilisiert. 10 Leute waren noch da, das spielte keine Rolle. Zu später Stunde liefen uns dann noch Julian und der Fux über den Weg und luden kurzer Hand zur Afterhour ins Zelt. Bei Rotwein wurde noch einmal das Festival resümmiert, sie plauderten über das neue Album. Ja es war schön. Hoch wie nie hätte Falco gesagt.

www.wetterleuchten.at

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...