Ein Galadinner mit Get Well Soon

Konstantin Gropper alias Get Well Soon spielte im stimmigen Ambiente des Porgy & Bess ein außergewöhnliches Konzert in drei Gängen.

Die Dreifaltigkeit war sozusagen das abendumspannende Motto. Get Well Soon releasten kürzlich gleich drei Platten („The Lufthansa Heist“, „Henry“ und „Greatest Hits“). Einzig die Vorgruppe Vine Blanc/ White Wine, also der Aperitiv, hielt sich nicht ganz daran, bestritt ihr eröffnendes Konzert großteils zu zweit, brachte aber auch als Duo eine Bühnenpräsenz zustande, die sich so manche Band in größerer Besetzung nur wünschen würde. Da wurden wild Instrumente getauscht, Musikstile gewechselt, Kraut und Rüben gleichzeitig serviert – ein durchwegs unterhaltsamer Opener.

Der erste Gang: Deftig, aber ohne Würze

Dann betrat Konstantin Gropper mit seiner Band die Bühne. Schon die instumentale Ausrüstung mit vier Gitarren, Bass und Schlagzeug kommt rockig daher, es wird Teil 1 der Album-Trilogie („The Lufthansa Heist“) zum Besten gegeben. Gropper fragt im verschwitzten T-Shirt vor dem Song „Sci-Fi Gulag“, ob man im Falle einer außerirdischen Invasion lieber im Labor oder im Zoo untergebracht werden würde und beantwortet sich die Frage nach dem Song selbst: „Im Zoo, weil Forschung würde ja weiter betrieben“. Das rockige Outfit steht der Band zwar, irgendwie war es dann aber doch zu wenig druckvoll, dafür dass da gleich vier Gitarren eine Wall of Sound erzeugen sollten, fehlte ein wenig die Würze.

Der zweite Gang: Das vorgezogene Dessert

Picksüß kommt dann der zweite Teil des Sets daher: Protagonist Gropper im weißen „Helmut-Berger-Gedächtnis-Anzug“ der maßgeschneidert sitzt. Jetzt gibt es Keyboards, Streicher, Ukulelen und Glockenspiele. „Ein Jazz-Set haben wir heute nicht dabei“, stellt Gropper, der den „schönen Raum“ im Jazzclub Porgy & Bess bewundert, fest. Es wird in Sinatra-Manier gecroont, das Schmalz trieft nicht nur zwischen den Zeilen, es werden die Sogs von „Henry – The infinite Desire of Heinrich Zeppelin Alfred von Nullmeyer“ gespielt. Da bleibt kein Auge trocken, atmosphärische Synths umschmiegen die Stimme des barfüßigen Sängers, das geht runter wie warmer Honig.

Der Hauptgang: Eine opulent gemischte Platte

Dann das „Greatest Hits“-Set, bei dem sich Get Well Soon nicht nur auf die neue Platte beschränken. Eröffnet mit einer der ausladensten Nummern im Get Well Soon Sortiment: Das großartige „I sold my Hands for Food so please feed me“ baut sich lange auf und bricht dann mit einer Urgewalt über das Publikum herein. Dann kündigt Gropper seinen „einzigen Welthit überhaupt“ an, der aber aus George Michaels Feder stammt: „Careless Whisper“ wird genauso abgefeiert wie später „Roland, I feel you“, der Song für Roland Emmerich. Der Bassist hat heute Geburtstag, auch das muss gebührend zelebriert werden, sogar ein kleines Ständchen vom Publikum gibt es. Get Well Soon setzen aber auch auf Publikumsbeteiligung. Bei „If this Hat is missing, I have gone hunting“ (das Lied mit dem „Shoot Baby“-Chor) zieht sich Konstantin Gropper in die zweite Reihe zurück und überlässt einer Dame aus dem Publikum das Singen, die das auch bravourös meistert.

Und nach dem Festmahl folgt die Party, das Saufgelage: Die Fans konnten vorab im Internet über eine Coverversion, die auf der Tour gespielt wird, abstimmen. „Disco 2000“ von Pulp wird grandios dargeboten, der Jazzclub bebt. Zum Runterkommen gibt’s das „Automatic Heart“ vom ersten Album und ganz zum Schluss „Angry Young Man“. Ein tolles, wenn auch ob der Dreiteilung ungewöhnliches Konzert, geht fast zu früh zu Ende. Um im Küchenjargon zu bleiben: Es war ein üppiges Drei-Gänge-Menü, aber ein bisserl was hätt‘ schon noch reingepasst.

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