Detroit Bad Gastein

Ein einziges Wort machte Friedrich Liechtenstein zum Star: Supergeil. Gesungen hat er es nie. Wir haben mit ihm über den Hype des Edeka-Werbespots und sein neues Album gesprochen.

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Bei Friedrich Liechtenstein passt auf den ersten Blick vieles nicht zusammen.

Wie schafft es ein 58 Jahre alter Mann, der nicht einmal einen Computer besitzt und eine Ausbildung als Puppenspieler hat, einer „Yolo“-und „Swag“-Generation neue Trends vorzugeben, ein Wort wie „Supergeil“ zu etablieren und den Tanzstil „Electric Slide“ in die Clubs zu bringen?

Friedrich Liechtenstein ist ein Phänomen, das schwer zu erklären ist. Vielleicht, weil er sich kaum in eine Schublade einordnen lässt. Puppenspieler, Theater-Regisseur, Performance-Künstler, Sänger, Schauspieler – Liechtenstein hat alles schon mal ausprobiert. Gleich geblieben ist immer nur sein außergewöhnlicher Zugang zur Kunst, zur Musik und seine Figur als einer der interessantesten Konzeptkünstler unserer Zeit.

Friedrich Liechtenstein, was treibt Sie derzeit um?

Es ist sehr viel los. Viele Anbahnungen, viele Gespräche über die Zukunft, neue Projekte, aber leider auch oft die gleichen Fragen.

Sind Sie schon sehr genervt von solchen Terminen, wie wir ihn gerade haben?

Nein, ich bin ja gern hierher gekommen. Und ich möchte ja mehr in Österreich machen. Dort hat bis jetzt nur der Standard im Jahr 2000 was geschrieben.

Gefällt Ihnen, wie sich die Dinge seit dem Supergeil-Werbespot entwickelt haben?

Ja, auf jeden Fall, ich bin sehr neugierig und auch tollkühn. Die Leute warnen mich, dass ich aus dieser Supergeil-Nummer nicht mehr rauskomme, aber für mich ist das eine sehr schöne Herausforderung.

Hätten Sie sich gedacht, dass Sie mit dem Song eine solche Welle lostreten?

Nein, das konnte sich keiner vorstellen, dass das so groß wird. Doch man darf nicht vergessen, dass hinter dem Werbespot ein „Viral Marketing“-Konzept steckt, an dem sehr, sehr viele Leute, arbeiten, die sich sehr, sehr viele Gedanken machen.

Sehen Sie das als Höhepunkt Ihrer Karriere? Ist das der Punkt, auf den Sie immer hingearbeitet haben?

Nein. Es ist eine Station. Ruhm war nie mein Ziel, eher der Plan von anderen Leuten, die gesehen haben, der Typ ist gut, der sagt Supermarkt, supergeil, nehmen wir den. Da steckt eine Riesenmaschine dahinter, in der sehr viel Geld bewegt wird. Wie sich das alles im Internet ausbreitet, hat noch mal eine eigene Dynamik. Und in aller Offenheit: Ich habe nicht einmal einen eigenen Computer.

Und wie sehr nerven Sie schon die ständigen „Supergeil“-Kommentare auf der Straße?

Es gibt viele nette Menschen, die auf mich zukommen, das freut mich. Es gibt aber auch viele Leute die keinen Respekt haben, aber die können eigentlich auch nichts dafür. Die wurden so erzogen. Wenn ich gerade beim Mittagessen sitze und jemand schlägt mir auf den Rücken und fragt mich ob er ein Selfie mit mir machen kann, dann nervt mich das natürlich. Die denken, dass ich ihnen gehöre, weil ich im Netz zu sehen bin. Leute, die Ärzte spielen, werden ja auch auf der Straße gefragt, was sie wegen Halsschmerzen machen sollen. Es wird anstrengend, wenn nicht verstanden wird, dass das alles gespielt und inszeniert ist.

Bild(er) © Bruno Derksen
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