Cinephilie lässt grüßen

Das Londoner Popduo Cat’s Eyes spuckt mit seinem zweiten Album Treasure House ganz große Filmmusiktöne.

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»It’s a wrap!« – das dachten sich vielleicht ausnahmsweise auch Cat’s Eyes, als ihr zweites Album »Treasure House« endlich im Kasten war. Denn der britische The Horrors-Sänger Faris Badwan und die kanadische Sopranistin Rachel Zeffira lassen ihr neuestes gemeinsames Werk ziemlich nach Soundtrack klingen. Die großen Harmonien, von denen das Album gerade zu trieft und die an Filmmusik-Klassiker der 1940er und 1950er erinnern, kommen allerdings nicht von irgendwo: 2014 gaben die beiden ihr Debüt als Filmkomponisten und sorgten für den passenden Soundtrack zum Psychodrama »The Duke of Burgundy« – dafür bekamen sie dann prompt den European Film Award for Best Composer verliehen.

Streicher, Horn und Männer-Chor

Zwei Jahre später ist Filmmusik-technisch einiges auf »Treasure House« hängengeblieben. Es klingt, als hätten Badwan und Zeffira ganz tief in die Partitur-Kiste gegriffen und die Studiomusikerliste einmal rauf und runter engagiert. Gewappnet mit Streichern, Horn und Männer-Chor verfolgen sie eine Kadenz nach der anderen. Ganz allein sind Cat’s Eyes natürlich nicht für diesen fulminanten Sound verantwortlich. Steve Osborne, den man schon als Produzent für New Order, Suede oder Placebo kennt, hatte wie auch schon am Debüt seine Finger im Spiel. Aus der Zusammenarbeit sind Schmuckstücke wie »Girl in the Room« entstanden, das zwischen Zeffiras Hall-umwobenen Vocal-Passagen mit Streicher-Arrangement in ein besseres Hollywood entführt.

Für Polyphonieliebhaber

Mit Hammond-Orgel-Unterbau auf dem sich wunderbar aufbauenden »We’ll Be Waiting« erhält sich das alternative Pop-Duo einen dezenten Hauch Sixties, der auf ihrem Debüt »Cat’s Eyes« noch deutlicher hörbar war. Sogar ein Oboen-Solo hat es auf den Track als Lückenfüller geschafft – naja, wer’s mag. Auf der Platte gibt es aber auch ein paar Soundtrack-Ausreißer, die sich nicht einfach so unter eine Streicherglocke stülpen wollten: »Be Careful Where You Park Your Car« klingt beispielsweise mehr nach den Lo-Fi-Göttinnen Hinds als nach Filmmusiksymphonie – auch nicht schlecht. Eines ist jedenfalls klar: Polyphonieliebhaber werden an »Treasure House« sehr viel Spaß haben.

Treasure House erscheint am 3. Juni 2016 via Kobalt Label Services.

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