Als Künstler bin ich immer etwas verwirrt

Ryan Hemsworths erster Gig war vor 5 Freunden, die nicht unhöflich sein wollten. Beim Sònar Festival in Reykjavik haben wir ihn zum Interview getroffen und gefragt, ob er mittlerweile zu den coolen Kids gehört.

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Die einzelnen Musikgenres scheinen oft sehr isoliert und unter sich. Der kanadische Producer und DJ Ryan Hemsworth schlägt ungewollt Brücken dazwischen. Da er sich nicht auf einen Stil festlegen will, jongliert der 24-jährige Kanadier mit Samples, Vocals und eigenen Gitarrenriffs.

Im Interview mit The Gap sprach er über seine Anfänge, seine Remixe und die coolen Kids.

Du bist offiziell das erste Mal 2010 als Ryan Hemsworth aufgetreten. Was war davor? Was ist dein musikalischer Background?

In meiner Highschool-Zeit habe ich Gitarre gespielt und war in einigen Bands. Damals habe ich eher Rock gehört. Rap und Electronic haben mich aber immer irgendwie fasziniert, so habe ich gegen Ende meiner Highschool-Zeit und als ich studiert habe, angefangen auf meinem Laptop zu produzieren. Irgendwann wurde ich dann für einige Gigs gebucht und zu der Zeit habe ich auch angefangen meine Tracks auf Myspace [Anm. der Redaktion: Myspace ist heute so wie StudiVZ tot] zu veröffentlichen und von da aus ist das Ganze ins Rollen gekommen.

Was war dein erster Gig?

Vermutlich irgendeine langweilige Show in Halifax, wo ich aufgewachsen bin. Es hat zu der Zeit keine wirkliche Szene für elektronische Musik gegeben und so habe ich begonnen, eigene Shows zu hosten. Die erste war eine R’n’B-Nacht, zu der genau fünf meiner Freunde gekommen sind, die nicht unhöflich sein wollten.

Nach welchem Sound suchst du?

Das weiß ich nicht genau. Ich versuche in alle Richtungen offen zu bleiben und mich ständig weiter zu entwickeln. In den nächsten Jahren werde ich vielleicht wieder etwas zurückgehen und wieder mehr Gitarre spielen und das in meine Songs einbauen. Ich mache einfach die Musik, für die ich mich gerade begeistern kann.

Gerade dein letztes Album "Alone for the First Time" ist an sich eher ruhig, man kann aber trotzdem dazu raven. Wie machst du das?

Das spiegelt eben genau das wider, dass ich als Künstler immer etwas verwirrt bin und nicht genau weiß, in welchem Genre ich mich festsetzen will. Ich mag ruhige Musik sehr gerne, habe aber immer schon lauten und aggressiven Rap gehört, manchmal auch EDM. Deshalb weiß ich selbst nicht genau, in welche Richtung ich mit meiner Musik gehen soll und ende dann meistens irgendwo mitten drinnen. Für manche Leute mag das verwirrend sein, aber einige verstehen es. Und das sind dann die, die zu meinen Konzerten kommen.

Wie würdest du deine Musik für jemanden beschreiben, der noch nie von dir gehört hat?

Glücklich-traurig-elektronische Musik (happy sad electronic music)

Welchen Track sollte sich jemand, der noch nie Ryan Hemsworth gehört hat, zuerst anhören, um eine Ahnung davon zu bekommen, was für Musik du machst?

"Charlie Wingate" von meiner "Last Words"-EP. Es fasst wirklich jedes Element, das meine Musik beeinflusst in einem Song zusammen. Es gibt Rap-Samples untermalt von Drum-Loops, die ich aus japanischen Pop-Songs genommen habe. Außerdem habe ich versucht, sonderbare und ungewöhnliche Akkorde einfließen zu lassen. Charlie Wingate zeigt relativ gut, wer ich bin.

Bis zu deinem jüngsten Album hat man dich hauptsächlich für deine Remixe gekannt. Besonders der von Lana Del Reys "Summertime Sadness" hat für Aufsehen gesorgt. Was ist deine Motivation, Songs zu remixen?

Als ich angefangen habe, zu produzieren und auf meinem Laptop Musik zu machen, habe ich erst nur Mashups und Remixes gemacht. Ich habe viel mit unterschiedlichen Vocals und Instrumentals experimentiert, sodass zu remixen für mich jetzt etwas ganz Natürliches und Selbstverständliches geworden ist. Wenn ich an einem Song herumschraube, dann ist das, weil ich ihn besonders gerne mag und ihn unterstützen will. So kann ich Musik, die ich mag, zu einem neuen Publikum, meinem Publikum, bringen.

Außerdem mag ich es, wenn ich einen Song komplett auf den Kopf stellen kann und ihm meine persönliche Note aufdrücken kann. Wenn ich in einem Track etwas höre, das mir sehr gut gefällt, sei es eine Melodie oder ein Vocal, dann hole ich mir den Teil heraus und gebe dem eine wichtigere Rolle in meiner Version des Songs.

Du sagst selbst, dass Musik immer deine Art war, in den Klub der coolen Kids zu kommen? Bist du schon drinnen?

Manchmal ja, vor allem auf Festivals, wenn ich Backstage andere Musiker treffe, kommen coole Gespräche und Ideen zustande. Die Grundidee hinter der Aussage war aber, dass ich ein schüchterner Typ bin und als ich angefangen habe, Gitarre zu spielen, hat mich mein älterer Bruder immer wieder eingeladen bei Parties in unserem Keller für Hintergrundmusik zu sorgen. Ich wäre sonst nicht zu den älteren, cooleren Kids gekommen und so bin ich eben auch dabei gewesen. Meistens bin ich irgendwo in einer Ecke gesessen und habe die Red-Hot-Chilli-Peppers gecovert. Ich bin nicht so gern der Mittelpunkt einer Party, aber es hat schon etwas für sich, einfach angenommen zu werden und seinen Teil dazu beizutragen. Das ist für mich ein cooler Ausgleich.

Gibt es Künstler, für die du gerne einmal produzieren würdest?

Ich arbeite gern mit unerwarteten Leuten. Im nächsten Jahr werde ich versuchen, mit den Sängern von Rockbands zusammenzuarbeiten und eventuell Tracks zu produzieren, in denen ich sie in andere Genres stecke. Während ich in der Junior-Highschool war, war ich ein Riesen-Fan von Jimmy Eat World und solchen Rockbands. Es wäre wirklich cool, mit denen zu kollaborieren und meine Art des Produzierens mit ihnen zu probieren. Es hängt aber alles davon ab, wie sich das zeitlich ausgeht. Aber es wäre eine interessante Abwechslung zu meinen üblichen Produktionen.

Ryan Hemsworth hat beim Sonar Reykjavik gespielt und wird im April auch auf dem Coachella Festival vertreten sein.

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