Wenn ich groß bin werde ich Faithless

“The Title is Faceless, you know, there isn’t any picture with a face on it.” Echt? Cool! Und dein Englisch hat auch kaum noch Mostviertler Akzent.

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Die haben berichtet und wir haben berichtet. Junge Kunst, das betrifft uns ja alle, und auch das Thema der Ausstellung brennt uns unter den Nägeln, also das “Phänomen der unausweichlichen Wiedererkennbarkeit in den Medien nach und den daraus resultierenden Strategien der MedienbenutzerInnen gleichsam ‚gesichtslos‘ zu werden”.

Aufgespritze Lippen und Silikontitten sind ja auch eine Verhüllung des Gesichts – irgendwie. Das Quartier21 hatte also auf jeden Fall die passende Zielgruppe erreicht.

Wie eine menschliche Barbie herum zu laufen, mag vielleicht ein bisschen krass sein, aber “die Ausstellung ‚Faceless‘ widmet sich auf radikale Weise diesem recht neuen Thema medialer Alltagskultur” (also dem Neuland). Viele der Besucher des Neulands waren nichts für schwache Nerven, dafür waren die gezeigten Arbeiten wenig fordernd. Es gab Fotos von Gesichter die Masken aufhatten, Portraits deren Gesichter mit Farbe überpinselt waren und Männchen mit Burka überm Gesicht. Derjenige (journalistische Ethik verlangt es niemandem die Google Ergebnisse zu versauen), dem die anderen Künstler diese radikal neuen Ansätze schon weggeschnappt hatten, der hat mal wieder auf Gay Romeo ein paar Cocks zusammen gegooglet.

“Wenn Scheiße nicht rockt, dann ist es Kunst”

Wer hat das nochmal gesagt? Ok, vielleicht noch keiner. Vielleicht ist dieser geistreiche Satz hiermit in die Welt getreten. Jedenfalls stolpert man auf Google über deutlich mehr Menschen die bereits vor Faceless, die uninspirierte Cock-Message, die Message, die Message bei den Eiern gepackt haben.

Die Ausstellung schien beim Publikum trotzdem tiefe Reflektionen auszulösen und das ist doch das Wichtigste. In Erinnerung bliebt eine erstaunte Besucherin, mit dem Gedanken: “Wann, äh wie spät ist die Caron dran? What’s the time? … ah cool du hast Feuer, ich muss jetz’ auch eine rauchen.”

Kurzum: Kunst ist super

… falls ihr noch nicht bei Faceless Part I im Quartier21 wart, dann geht hin, die Ausstellung läuft noch bis zum 1. September. Falls ihr Teil von Part II ab 27. September werden wollt, dann könnt ihr euer Faceless-Face hier hochladen. Man tut dadurch sicher was Gutes und hilft jungen Künstlern dabei nicht so viel googeln zu müssen für die nächste Medien-/ Konsum-/ Modeindustriekritik…

Na gut, der letzte Satz, also das mit der Modekritik, war gehäßig. Sicher wäre keiner der zahlreichen Kunstliebhaber so weit gegangen. Zu gut haben sich die milchweiß aus den hipp-exaltierten Bundfalten-Shorts schillernden Beine mit dem gedämpften Raumlicht vertragen. Am Ende, wie gesagt, auch ästhetisch ein Abend voller relevanter Eindrücke, das Bier hat lange gereicht und der Nachname von Marina Abramovic beginnt mit “Ab” wodurch sie in keiner Künstlerauflistung übersehen werden kann (so ein Glück). Die jungen vielversprechenden Künstler werden zur Weiterentwicklung ihrer komplett textbasierten Konzepte vielleicht auch mal irgendwann Lesen anfangen, zum Beispiel mit dem Lesen des ein oder anderen Textes.

(Anm. der Red.: Diese Meinungs-Fotogalerie spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wieder)

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