St.Pölten reloaded

"Vom Fünf-Uhr Tee zum Frequency": Eine multimediale Großausstellung zeigt im Frühjahr 60 Jahre Musik- und Subkultur St. Pöltens. Ein Rückblick und ein Ausblick.

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Es begann beim Durchstöbern alter Fotos und Videos der St. Pöltener Musikszene. Ein paar davon wurden digitalisiert und aus Jux und Tollerei auf Youtube hochgeladen. Die oft qualitativ etwas dürftigen Aufnahmen trübten die Begeisterung der Leute über die gefundenen Erinnerungen jedoch nicht. Im Gegenteil, die Nachfrage war groß, das Feedback sogar überwältigend. Schnell war klar, die Materialien sollten öffentlich zugänglich gemacht werden. Am besten bei einer Ausstellung, die "Vom Fünf-Uhr Tee zum Frequency" heißen wird.

Hauptinitiator ist St. Pöltens Jugendkoordinator Wolfgang Matzl. Die Sammlung der Fundstücke war groß. Neben Aufnahmen niederösterreichischer Musiklegenden wie Fredi Berger aka "Chico", Peter Pansky, Dieter Libuda, Bernhard Moshammer, Christian Deix oder Werner Sandhacker konnten auch die St. Pöltner selbst ihre Erinnerungsstücke einsenden. So sammelte sich eine stattliche Menge an Materialien an.

"Da is‘ ja eh nix los"

Viele mögen an dieser Stelle nun denken, was Niederösterreich musiktechnisch denn zu bieten hätte. "Da is‘ ja eh nix los" ist eine weit verbreitete Einstellung, doch die Musikszene in St. Pölten war immer schon lebendig. Sicher nicht vergleichbar mit jener in Wien, London oder Hamburg, aber immer wieder hatte sie überregionale Relevanz. Neben den bereits genannten älteren Künstlern gibt es heute einige nennenswerte Beispiele wie Ben Martin, Body & Soul, Lukascher oder Bauchklang, die auf großen Bühnen spielen. Die Ausstellung fällt zudem in eine Zeit der Historisierung von lokaler Popmusik. In Wien wurden mit "Wienpop", "Schnitzelbeat" und "Im Puls der Nacht" drei wichtige Popgeschichtsschreibungen vorgelegt. Beim Rockarchiv Steiermark arbeitet man ebenfalls daran. Im oberösterreichischen Ottensheim hat man die dortige Festivalgeschichte aufgearbeitet, im Waldviertel hat Christoph Mayer die "Alternative Jugendkultur im ländlichen Raum" untersucht. Genug Gründe also, um die letzten 60 Jahre in St. Pölten noch einmal genauer zu betrachten.

Neben Matzl wurde auch ein Urgestein der Szene, Didi Prohaska, Künstler, Musiker, Kabarettist, Journalist und Kolumnist (um nur einige Positionen zu nennen), mit ins Boot geholt. Zusammen waren sie sich einig, dass vor allem auch jenen Leuten – die St. Pölten oftmals als "fad" oder "ereignislos" abstempeln, was die Musikszene betrifft, – ein ordentlicher Rückblick auf die zahlreichen Talente gezeigt werden soll.

Doch warum erst jetzt?

Das Suchen und Finden einer passenden Örtlichkeit im Raum St. Pölten stellte die Veranstalter vor eine der größten Aufgaben. Erst durch den Umzug des Kulturzentrums Frei:raum in eine größere Location wurde das Unterfangen möglich.

Für das nötige Kleingeld ließen sich in wirtschaftlich knappen Zeiten dennoch Sponsoren finden. Die Arbeiterkammer zeigte sich begeistert, die Sparkasse willigte ebenfalls ein, das Projekt zu unterstützen. Nach monatelanger Arbeit steht nun der Eröffnung Ende April im neuen Frei:raum in St. Pölten nichts mehr im Wege. Neben interessanten und einmaligen Fundstücken wird es auch eine Konzertbühne geben. Das alles soll auf drei Ebenen des riesengroßen Parkhauses – der neuen Location des Frei:raum – kostenlos stattfinden.

Die Ausstellung eröffnet am 27. April im neuen Frei:raum St. Pölten. Nähere Infos unter www.facebook.com/Vom5UhrTeeZumFrequency.

Dieser Artikel erschien erstmals in The Gap Niederösterreich (hier komplett lesen bzw als PDF saugen), eine Kooperation von The Gap und dem Studiengang Medienmanagement der FH St.Pölten.

Bild(er) © Wolfgang Matzl, Frei:raum
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