Paint it red

Hermann Nitsch feiert morgen 77 Jahre zu Kunst verarbeitete Fleischhauerei und zu Theaterstücken eingestampfte liturgische Opfergesänge. Grund genug sich der Kunst des bärtigen Provokateurs einmal anders anzunähern – mit Paint.

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Morgen feiert der Aktionskünster Hermann Nitsch seinen 77. Geburtstag. Das ist zwar keine keine ganz runde Sache, man kann sich das Datum aber trotzdem im Kalender rot anstreichen. Tierblut, ganz im Sinne Nitschs, braucht man dafür aber nicht zu verwenden.

"Ich war alles. Ich war Napoleon, ich war Christus, ich war Nietzsche, ich war Schopenhauer, und ich werde alles sein, was da noch kommt."

Was sich innerhalb des Paint-Rahmens als Ratz-Fatz Aktion gestaltet, nahm im Leben des weißbärtigen Provokateurs ein halbes Jahrhundert ein. Mit Beginn der 60er Jahre brachten ihn seine in der Öffentlichkeit veranstalteten Aktionen immer wieder mit der Behörde in Konflikt und infolge auch hinter Gitter. Mit den bereits verstorbenen Künstlern Otto Mühl und Adolf Frohner inszenierte er die dreiteilige Aktion "Die Blutorgel". Der letzte Teil seines bereits in den 60ern konzipierten Orgien-Mysterien-Theaters wurde erst 2005 am Burgtheater aufgeführt. Mit allem was dazu gehört. Und das ist ganz schön viel…Blut.

Happy Bloody Birthday

Anlässlich seines Geburtstages und der Veröffentlichung seiner Monographie sind wir selber in Aktion getreten und haben die Kunst Hermann Nitschs zumindest in die Anfänge des digitalen Zeitalters überführt. Paint macht es möglich sich sogar als strikt vegan lebender Mensch dem Blut-Gepinsel und -Gerinnsel der Aktionskunst Nitschs hinzugeben und ein paar auf den digitalen Mikrokosmos beschränkte Kunstaktionen zu setzen. Und das ohne die Farbpalette von Paint in irgendeiner Hinsicht auszureizen. Man sieht meistens eher nur rot.

Aktionismus für den Hausgebrauch sozusagen. Die Ergebnisse rangieren dabei irgendwo zwischen graphischen Höchstleistungen und digitalisierten roten Wollknäueln. Wer jetzt denkt, wir machen uns nur lustig, dem sei versichtet: Hierbei handelt es sich um eine Hommage – mit blutunterlaufenem Augenzwinkern.

Pünktlich zu seinem Geburtstag, am 29. August, wird im Nitsch Museum Mistelbach, ab 18.00 seine Monographie "Hermann Nitsch – Das Gesamtkunstwerk des Orgien Mysterien Theaters" vorgestellt. Der Eintritt ist frei und Wein gibt es auch.

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