Bio x Retro x Futurismus

Angst vor Krabbeltieren und Quallen? Nicht doch, solche Monster können nicht nur schön sein, sondern auch noch Kunst.

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Staatsquallen, Strahlentierchen, Seeanemonen und weitere Mikro-Organismen aus den Untiefen der Meere. Kann das Kunst sein? Nun, erstens wurde – ob erfolgreich oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten – gerade auf der letzten Documenta in Kassel der Kunstbegriff deutlich erweitert um so lustige Dinge wie Eco-Futurismus und Bio-Ästhetik. Aber auch auf Biennalen, in Museen und Galerien wurden diverse Lebensformen und die Sorge um die biologische Zukunft dieses Planeten immer wieder aufgegriffen. Und zweitens kann eine künstlerische Auseinandersetzung mit diversen Quallentieren etwas anderes als eine schematische Zeichnung eines Quallentieres. Dass das nicht ganz neu war, kann man an den cirka 100 Jahre alten Arbeiten von Ernst Haeckel sehen.

Staatsquallen wtf

Ernst Haeckel, deutscher Naturwissenschaftler, Philosoph und Evolutionstheoretiker aus späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nannte sein Buch "Kunstformen der Natur". Seine Illustrationen und Lithografien über meeresbiologische Tierchen, Pflanzen und insekten-ähnliche Einzeller sind nicht nur wissenschaftlich höchst interessant (Staatsquallen sind so etwas wie schwimmende Ameisenkolonien!), sondern bilden seltsame Muster, Strukturen und fremdartige Stilisierungen.

So sind es Formen und Farbspiele aus der Natur, die Haeckel für seine Zeichnungen inspirierten. Was in Wirklichkeit wie furchterregende Seemonster aussieht, wirkt in den Bildern seines Werkes "Kunstformen der Natur" wie intergalaktische Blumenknospen und fluoreszierende Schneeflocken der maritimen Unterwelt. So erscheinen giftige Quallen wie pompöse Gestalten anderer Sphären und Schalentiere wie geheimnisvolle Sternenbilder des Weltraums.

Dürer, Da Vinci, Haeckel

Am Beispiel von Ernst Haeckel sieht man, Kunst und Naturwissenschaft sind sich im allgemeinen Verständnis oft fremd. Wo mathematische Präzision der Naturwissenschaft auf freigeistige Ideen schöner Künste treffen, scheinen zumindest manche ein Problem zu sehen. Man könnte auf Dürer oder Da Vinci verweisen. Oder Haeckel.

Wenn man den Kunstbegriff diskutiert, was ja ständig und überall passiert, könnte man ja auch zur Auffassung gelangen, die evolutionären Formen der Natur dienen als Ausgangspunkt um Neues zu schaffen, also Gefühle, Eindrücke und das ganze Zeug miteinzupacken.

Poster von Ernst Häckel gibt es natürlich auch, zum Beispiel hier. Oder "Kunstformen der Natur" als Taschenbuch.

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