Es grünt im Design

Im Rahmen des Exchange Forum GreenID wurde die Beziehung von Design und Nachhaltigkeit aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet. Mit dem Ergebnis: Die beiden scheinen sich gut zu verstehen.

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Mit dem IIID (International Institut for Information Design) beheimatet Wien eine Institution, die Raum für vielschichtige Diskurse zu visueller Kommunikation schafft. Teil davon sind Konferenzen im kleinen Kreis, um sich fokussiert zu speziellen Bereichen von Informationsdesign auszutauschen. Anfang Juli stand unter dem Titel greenID der Bereich des Gestaltens nachhaltiger Mittel und Wege – auch als „green design“ bezeichnet – auf der (Zwei-)Tagesordnung.

Bewusst wird hier die Bezeichnung „nachhaltiges Design“ oder das geläufigere „sustainable design“ vermieden. Michael Hardt zeigte mit seinen Gedankengängen rund um die Formel „Design is to design the design of a design“ (Zitat: John Heskett), dass Design zwangsläufig an das Leben von Produkten nach deren Fertigstellung denkt; und deshalb behauptet er: Es gibt kein nachhaltiges Design, denn Design ist per se nachhaltig. Alles andere ist gedankenloses Oberflächenstyling.

Eindeutig nicht verdient hätte ein solches Prädikat ein Projekt von designgruppe koop. Deren charaktervolle Interpretation eines Tourismusprospekts für Oy-Mittelberg im Allgäu zeigt in vielfacher Weise, wie durchdachte Gestaltung unkompliziert nachhaltige Ergebnisse produziert. Im Zentrum des Prospekts steht das Wandern und Erwandern der Region als unkomplizierte und umweltverträgliche Freizeitaktivität und der zwangsläufige Versand der Touristeninformation wurde „biologisch“ gelöst: Bergheu aus dem Allgäu schützt die Broschüre im Standard-Recycling-Kuvert; was auch Meerschweinchen etwaiger Besucher freut. Lösungen mit Humor und die indirekte Einbringung nachhaltiger Ideen scheinen keine schlechte Herangehensweise, um einen Anstoß für einen Wandel im Lebensstil zu liefern, der auch angenommen wird.

Direkter aber auch mit Witz nimmt sich das von den Büros Kairos und Integral Ruedi Baur selbstfinanzierte Projekt „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ der Thematik an. Hier ist die Botschaft unmittelbar der Vorschlag – um es im Sinne der Gestalter vorsichtig zu formulieren –, sich Gedanken über unseren CO2-verbrauchenden Lebenswandel zu machen. Versucht wird dies mit roten runden Stickern, die Werte von 1 bis 100 tragen. Mit ihnen können dann Güter und Dienstleistungen versehen werden, um zu zeigen, welchen CO2-Verbrauch deren Konsum bedeutet; und ein guter Tag ist es, wenn die Addition dieser Punkte um die 100 ergibt. Nur als Anhaltspunkt: Eine Nacht im Zelt bedeutet 0 Punkte, 10km mit einem SUV schlagen mit 53 Punkten zu Buche (Quelle).

Täglich wird man damit konfrontiert, dass unser Konsum jenseitig ist. Bilder wie der ökologische Fußabdruck werden strapaziert und führen eher dazu, wegzusehen. Kurz ist man ob der Berechnung und der Größe der Füße entsetzt und rechnet dann besser nicht noch ein zweites Mal nach. Gutes Design kann es aber schaffen, eine Veränderung im Alltag zu bewirken, in dem es uns Lösungen anbietet, die uns leichtfüßig zu einem der (Um-)Welt verträglicheren Lebenswandel verführen. Nachhaltige Gestaltung bedeutet durchaus auch FSC-Papier und verrottendes Plastik, doch vielmehr bedeutet es die Gestaltung einer Alltagswelt, die es uns einfach macht, nachhaltig zu leben.

Mehr zu GreenID – Die Vorträge werden dort demnächst für 10EUR als download zu haben sein.

Näheres zu IIID und kommende Veranstaltungen

Und auch Nina Jaksch beobachtete greenID – für biorama.

Fotos: Martin Fößleitner

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