Bhenchod means Sister Fucker

Der Wiener Medienkünstler Bobby Rajesh Malhotra entführt einen mit seinem neuesten Projekt "Bhenchod – Indian Rape Culture Simulator" in eine virtuelle Schattenwelt Indiens – Die Sicht durch die Oculus-Brille ist beängstigend.

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Bobby Rajesh Malhotra ist ein Wiener Medienkünstler mit indischen Wurzeln, der sich bei seinen Arbeiten auf Virtual Reality spezialisiert. Das Know-How dafür holt sich der 35-jährige im Studium "Digitale Kunst" an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Sein neuestes Ausstellungs-Projekt "Bhenchod – Indian Rape Culture Simulator", ist aus einem persönlichen Erlebnis heraus entstanden, als er im Jahre 1991 als 11-jähriger Junge, gemeinsam mit seiner Mutter, nachts im Bus durch Indien reiste. "Das war irgendwo zwischen Neu Delhi und Agra, als meine Mutter und ich plötzlich von betrunkenen Männern umzingelt wurden. Sie beschimpften meine Mutter immer wieder als "Bhenchod", was auf indisch so viel heißt wie ‚Sister Fucker‘. Wir sind damals Gott sei Dank nur mit Beschimpfungen davongekommen", erinnert er sich. Als er seine Mutter fragte woran sie gedacht hat, als sie mit Ausdrücken wie ‚Bhenchod‘ beschimpft wurde meinte sie, dass es die Gedanken an Bollywood-Filme waren, welche die Situation erträglicher machten.

Ein weiterer Anstoß für das Projekt war der Vorfall im Dezember 2012, als die 23-jährige Inderin Jyoti Singh Pandey von sechs Männern vergewaltigt und gefoltert wurde. Auch diesmal war der Tatort ein Bus. "Das absolut grausamste daran war, dass sie das Mädchen mit einer Eisenstange folterten", betont der Künstler schockiert. Er meint, es muss einen Grund für diese Aggressivität geben. Die Antwort auf seine Fragen sucht er in Bollywood und den zensierten Medienproduktionen Indiens.

Bollywood – eine Religion

"Bollywood-Filme vermitteln ein absolut falsches Weltbild. Man sieht reiche, glückliche Familien, die den Aufstieg geschafft haben. Das ist fernab der Realität und dennoch sind Bollywood-Filme leider sowas wie eine Religion in Indien", gibt er zu bedenken. "Wenn man nicht erreicht, was man in diesen Filmen sieht, kann das durchaus aggressiv machen. Vor allem im Hinblick auf erfolgreiche Frauen in Indien, denn Gleichberechtigung ist noch immer ein großes Problem", fügt Malhotra hinzu. Er selbst habe sich genau aus jenem Grund aus der indischen Kultur zurückgezogen und ist weiters der Ansicht, dass die Medienlandschaft vermehrt an der Realität arbeiten müsse. Pornos seien zensiert und nicht im Internet zugänglich. Malhotra verwendet die Kunst als Medium, um seine Ansichten auszudrücken.

Der Blick durch die Brille

Beunruhigend ist der Blick durch die Oculus-Brille, durch welchen man in eine virtuelle Welt Indiens eintaucht – Man nimmt Platz auf einer Bank in einem Bus der nachts zwischen Palam Vihar und Saket Market unterwegs ist. "Ich habe für die Simulation genau die Strecke ausgewählt, auf welcher im Dezember 2012 die junge Frau Jyoti Singh Pandey vergewaltigt und gefoltert wurde", sagt er bedrückt. Man kommt in der Simulation nicht in die Situation, in der man vergewaltigt wird. Sich von den anderen Mitfahrern belästigt zu fühlen reicht aus, um zu verstehen, wie schnell es eskalieren kann. Blickt man aus dem Fenster sieht man links surreale Bollywood Filme auf Screens und rechts die erwähnten zensierten Medienproduktionen – Pornos. Schreie, Stöhnen und Fahrgeräusche erweitern das visuelle Erlebnis um Audio-Komponenten. Der Gedanke daran, dass man dabei auf der Todesstrecke anno 2012 unterwegs ist, ist beunruhigend. Einen Bruch in der Kunst hat Malhotra damit bestimmt erzeugt.

Die Ausstellung des digitalen Kunstprojektes "Bhenchod – Indian Rape Culture Simulator" hat ihr Opening in der Operngasse 36 in 1040 Wien, am 03.12.2015 um 18:00 Uhr. Die reguläre Ausstellung läuft vom 04.12.2015 bis 12.12.2015. Täglich kann man dann zwischen 16:00 und 20:00 Uhr in die virtuelle Realität abtauchen.

Bild(er) © Bobby Rajesh Malhotra
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