Kein Bock auf real

„Call of Duty“ und Co. sind von den Limits menschlicher Möglichkeiten gelangweilt.

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Wer heute noch meint, Ego-Shooter wollen Spielenden das Gefühl geben, echte Soldaten in echten Kriegen zu sein, der hat schon lange nicht mehr gezockt. Klar gibt’s da noch Spiele wie „Arma“ und mit „Rainbow Six: Siege“ ist gerade wieder ein verhältnismäßig realistischer Shooter auf den Markt gekommen, aber insgesamt domminieren seit Jahren die soldatischen Allmachtfantasien und „Call of Duty: Black Ops 3“ ist da ganz vorne mit dabei.

Das ist spieldynamisch absolut nichts Schlechtes. Jetpack-Flüge von Hausdach zu Hausdach und Wall Runs über meterlange Werbetafeln bringen viel Raffinesse in die Bewegungsmöglichkeiten bei Online-Gefechten. Hier kann sich in der Schar der Spielenden die Spreu vom Weizen trennen und kreative Laufruten können entscheidende Vorteile eröffnen. Da wird das Spiel dann auch vielseitiger, wenn einer Schockwellen verursacht, während eine andere für ein paar Augenblicke unsichtbar wird. Aber das alles erinnert eben mehr und mehr an Superhelden á la X-Men, als an reale Soldaten. Da läuft einer an der Seitenwand einer Fabrikshalle entlang und schießt aus vollen Rohren um – auf festen Boden zurückgekehrt – mit seinen Psi-Kräften einen Kampfroboter zum explodieren zu bringen.

Es gab eine Phase, da war der Zweite Weltkrieg als Setting für Ego-Shooter überstrapaziert, dann war’s für einige Zeit der Kampf gegen den Terror. Mittlerweile sind technisch gepimpte Zukunfts-Krieger in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und Realismus gibt es nur noch in der optischen Darstellung. Das mag daran liegen, dass uns reales Kriegsgeschehen wieder näher gerückt ist, dass die vielerorts wahrgenommene Unsicherheit Superheldengeschichten attraktiver macht, als realistische Action – derselbe Trend lässt sich seit längerem ja auch im Kino erkennen. Vielleicht liegt’s aber auch einfach nur daran, das Übermenschlichkeit spieldynamisch für Abwechslung sorgt und in der Inszenierung tolle Bilder ermöglicht.

Optisch geht „Black Ops 3“ auf jeden Fall ab, wie ein Marvel-Film und erzählerisch haben sich die Entwickler von treyarch große Mühe gegeben, auch ein paar graue Zellen zu stimulieren. „CoD“ ist immer noch „CoD“, aber auch Blockbuster-Serien gehen ganz klar mit der Zeit.

"Call Of Duty: Black Ops 3" ist bereits erschienen.

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