Opus Morgana

Der neueste Film des österreichischen Regisseurs Peter Schreiner „Fata Morgana“ hat bei seiner Premiere bei den Internationalen Film Festspielen in Rotterdam große Wellen geschlagen. Das zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmende Werk ist nun erstmals in Wien im Gartenbaukino zu sehen.

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Lausitz, Deutschland und die libysche Sahara, zwei Örtlichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denen Peter Schreiner jedoch die Gemeinsamkeit des endlosen leeren Raums abgewinnt. Die beiden Orte sind Bühne für „Fata Morgana“, eine Suche nach Sinn und Reflexion. Der Film hat bereits eine erfolgreiche Festival-Ochsentour hinter sich und darf als weiterer Beweis für die heimische Lichtspiel-Hausse herhalten. Neben Haneke, Seidl und Spielmann hat sich auch im avangardistischen Bereich mit Dabernig, Hoesl oder jetzt Schreiner eine starke Szene etabliert.

Die Suchenden sind Giuliana Pachner und Christian Schmidt und deren libyscher Führer, Awad Elkish. In unadressierten Dialogen und Monologen stellen sie sich Ängsten, Fragen nach dem Sinn, der Existenz und füllen darin die Leere der Szenerie. Schreiner vollführt eine Reduktion hin zum nahen Stillstand und dokumentiert das Hier und Jetzt. Er verzichtet auf malerische Beilagen, im Gegenteil nutzt Schreiner scharfe schwarz-weiß Kontraste, unter denen kein Detail verborgen bleibt und die demaskierend jede Falte und jedes Pigment der Darsteller aufdecken.

„Meine innerste Intention bei diesem Film ist die Angst vor dem Verlust einer ‚Erdung‘, die Ahnung, dass Bestehendes zerbrechen könnte,“ wie Schreiner im Begleittext schreibt. Der Ton ist hierbei ebenso wichtig wie das Bild, jedes Rauschen und Knistern, jedes Seufzen und jeder Atemzug ist zu vernehmen und beansprucht auf monumentale Weise seinen Platz in der Leere. Die Protagonisten artikulieren sich getragen und langsam, teils mehr flüsternd als sprechend und geben somit jeder Silbe eine ungeheure Gewichtung auf den Weg zu einem Adressaten, der unbekannt ist und nicht einmal zwingend vorhanden sein muss.

Opus Morgana

Für Peter Schreiner ist die Kamera ein Instrument sich auszudrücken und es gelingt ihm damit auf einzigartige Weise anzuregen, zu verblüffen und zu berühren, sei dies durch den Kontrast des Himmels und der lybischen Wüste oder durch entwaffnend nahe Close-ups. International immer noch als Geheimtipp gehandelt konzeptioniert und realisiert Schreiner Dokumentationsfilm, dessen Spiritualität über die Genregrenzen hinausgeht. Die beiden Vorgänger „Bellavista“ und „Totó“, jeweils mit einem Diagonale-Preis ausgezeichnet, haben Cineasten international auf das Schaffen des Österreichers aufmerksam gemacht. Mit "Fata Morgana" scheint ein weiterer eigenständiger, österreichischer Filmemacher heran zu reifen.

Das Gartenbaukino feiert die Wienpremiere von „Fata Morgana“ am Montag den 7. Oktober 2013. "Soldate Jeannette" von Daniel Hoesl startet ab 4. Oktober im Kino.

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