Heil Coen!

Die notorischen Querbrater der Leinwand haben sich aus Liebe zum Genre einen hochwertigen Spaß gegönnt.

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Wenn die Werbung im Februar schon die Komödie des Jahres anpreist, besagt der Erfahrungswert, dass es sich um eine Panikreaktion aufgrund schlechter Werte und Box Office Versagen handelt. Wenn bis zum Filmstart keine Kritiken erlaubt sind, ist das Fahrwasser ident gelagert. Auch wenn die Strategie es Bündelung der Aufmerksamkeit titulieren wird. Also ziemlich Scheiße, besagt die Erwartungshaltung.

Aber nein. Joel und Ethan Coen sollten der Industrie einen Barton Fink an den Kragen jagen. Denn "Hail, Caesar!" kommt zwar in full flight opulent besetzt daher, ist aber eine herzschmelzende Liebeserklärung an das alte Kino. Da lässt es sich gnädig verschmerzen, dass die Handlung lose ineinander verwoben dazu dient, klassische Zitat-Szenerien der Fünfziger mit ewig viel Seitenhieben glänzen zu lassen. Hommage an den guten, überhobenen Moment des Filmischen, Hass für die damals noch allmächtige Studiodoktrin und ihe künstlich hoch gehaltenen Schützlinge. Der dümmliche Darsteller, die herb ruppige Diva, der enthemmt am Anspruch zerbrochene Regisseur, die Ruf-Meuchelei der McCarthy-Ära – es ist eine Wonne. Bis in die hintersten Seitengassen bestens besetzte Nebenrollen, tragende Säulen sowieso mit der Creme geadelt. Josh Brolin trägt das Kreuz des Kreuzritters formidabel, Tilda haut eine feine Facette raus, George strahlt wie Grant es sein muss, Ralph vergeht in Demut, Channing macht den überirdisch guten shiny boy und Scarlett erscheint einfach als Darkstar des Planschbeckens. Nota bene: Seit den 1930er Jahren waren die ausladenden Shows der Bandenixen ein echter Burner, selbst die Marx Brothers mussten sich das geben. Mitte der Fünfziger soff die Sache mit seinem Überstar Esther Williams in der Publikumsgunst ab. Aufsteigend war hingegen der Cowboy-Typus als Saubermann. Primus war der Präsident der Schauspielergewerkschaft, welcher von einem Konzern gestützt vollmundig seine Kollegen als Kommunisten an den FBI verpfiff. Die eigentliche Hauptrolle sollte der nur unzureichend Begabte dann erst ab 1981 als 40. Präsident der Vereinigten Staaten übernehmen.

Nein, die Coen-Bros haben die Latte schon mal höher gelegt. Aber für höhere Weihen wurde dieses hier nicht geschaffen, wenn auch ein oder zwei goldene Männchen abgestaubt werden könnten. Dieses Teil ist herzhafter Fasching im Herzen des gewogenen Cineasten. Mit smartem Lei Lei. Mehr Hail! als Heil! Coen sei Dank.

"Hail Caesar" startet am 17. Februar in den Kinos.

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