Eine Serie über Serien?

Der Start von „Westworld“ (2. Oktober 2016) macht viele großartige Folgen und Staffeln denkbar. Gar eine Serie über Serien. Gewonnen ist aber noch nichts.

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HBO hat „Westworld“ lange angekündigt und das Zusammentreffen vieler großartiger Menschen und Vorgeschichten hat die Erwartungen weit nach oben getrieben. Die ersten vier Folgen, die der Presse zur Verfügung gestellt wurden, lassen viel erhoffen … manches aber auch befürchten. Als Produzenten stehen J.J. Abrams und sein Kollege Bryan Burk hinter dem Projekt. Abrams hat nach „Lost“ in erster Linie mit Filmen wie den Reboots von „Star Wars“ und „Star Trek“ punkten können, während seine Serien die letzten Jahre mäßig spannend waren. Als Autorenpaar konnten Jonathan Nolan und seine Frau Lisa Joy Nolan gewonnen werden. Als Autor der Filme seines Bruders Christopher ("Interstellar") ist Jonathan bekannt, Ideen eher zu groß als zu klein zu denken.

Als Roman veröffentlicht und verfilmt wurde „Westworld“ bereits 1973 von Michael Crichton, der seine Technologie-Warnung später mit „Jurassic Park“ nur variiert hat. Es geht um einen Themenpark, ein Urlaubsparadies, in dem Roboter den Menschen als Unterhaltung dienen, mit ihnen Abenteuer erlebt werden können. Meist geht es einfach darum, gewissenlos andere zu erschießen oder mit ihnen Sex zu haben. Einvernehmlich oder auch nicht. Wenig überraschend entwickeln die Robotor ein Eigenleben und machen sich selbstständig, die Menschen sind nicht nur gewissenlos auf ihren Spaß aus, sondern treffen auch noch ziemlich viele blöde Entscheidungen mit tödlichen Folgen.

Künstliche Intelligenz, selbstständige Waffensysteme und Virtual Reality … der aktuelle Technologiemix macht eine Neuauflage von „Westworld“ naheliegend, auch wenn diese Fragen nur zum Teil in der Serie verhandelt werden. Überhaupt lässt „Westworld“ in den ersten vier Folgen noch recht offen, worum es eigentlich geht. Was die Hauptstoryline ist. Es gibt viele Charaktere. Roboter und Menschen und nicht immer ist klar, wer wer ist. Natürlich haben die Roboter erste Fehlfunktionien und beginnen Erinnerungen an gelöschte Ereignisse zu haben. Die Besucher sind Großteil Unsympathler, die ihren Egoismus ausleben wollen. Und dazwischen gibt es allerlei noch nicht erklärbare Phänomene und Andeutungen an größere Stories und Zusammenhänge im Hintergrund.

Mehr noch als erwartbar lehnt sich „Westworld“ bei anderen Serien und Popthemen an. Klar, HBO steht unter Druck dem überaus erfolgreichen, aber rein auf Guilty Pleasures (eine „Blut und Busen“-Serie nennt das die Süddeutsche) aufbauende „Game Of Thrones“ einen Nachfolger zu schaffen. Teile der Musik und andere Details sind hier eindeutig wiedererkennbar. Ebenso wie Mystery- und somit „Lost“-Anleihen, Bilder die aus „The Walking Dead“ stammen könnten oder auch Popsongs von Radiohead oder Soundgarden, die das automatische Klavier zum Besten gibt. Laut den Nolans ist „Westworld“ auch eine Analogie zu den „Grand Theft Auto“-Games in denen Gewalt und Sex die Stories vorantreiben und auch abseits dieser zelebriert werden können.

All das legt den Gedanken nahe, dass die beiden Nolans mit „Westworld“ vielleicht auch eine Meta-Serie schaffen wollten. Nicht nur sind Unterhaltung, Schauspiel und sich wiederholende Abläufe und Stories Teil der Roboterwelt, sie werden auch explizit ins Bild gerückt. In einer Szene erklärt Anthony Hopkins als Parkdirektor einem Mitarbeiter es gehe in „Westworld“ eben nicht um Eskapismus und die immer ärgeren Stories und Bilder. In anderen Szenen spielen die Roboter die gleichen Szenen mit teilweise unterschiedlicher Programmierung immer wieder. Das permanente Spiel mit Wirklichkeiten ist hier sowieso immanent.

Rein technisch passiert all dies auf teuren und hohem Niveau. Die Bilder überraschen selten, sind aber ausnahmlos überzeugend. Auch die Besetzung ist großteils gelungen, auch wenn zum Beispiel Ed Harris als dunkler Bösewicht etwas unterfordert wirkt. Zum Cast gehört neben vielen anderen noch Sidse Babett Knudsen aus „Borgen“, Jeffrey Wrigth, Thandie Newton oder auch Jimmi Simson ("Hap & Leonard").

Im Idealfall wird „Westworld“ ein viele Staffeln umfassendes Serienuniversum in dem all diese Technologie- und Unterhaltungsthemen mitschwingen und bunt verhandelt werden. Immerhin gab es auch schon im Original-Film nicht nur das Wilden West-Thema, sondern auch ein altes Rom und ein Mittelalter. Wichtig dafür wäre, dass die Nolans und das Team um Abrams einen Plan haben. Mindestens die letzten 2 Staffeln von „Lost“ oder Filme mit dem Drehbuch von Nolan lassen genau diesen vermissen und manchmal hat man schon jetzt bei „Westworld“ das vage Gefühl, vieles könnte auf ein großes Nichts hinaussteuern. Und ja, noch muss auch die Story anziehen und über Banalitäten (offenbarte Affären, Roboter und ihr Eigenleben, …) hinaus zu fesseln beginnen. Noch ist alles möglich – die Erwartungen noch immer zu recht hoch.

Westworld startet in Österreich am 2.10. in der Nacht auf 3.10. auf Sky Ticket:

https://skyticket.sky.at/bestellen/entertainment/

Sky Ticket ist ein monatlich kündbarer Streaming-Dienst. Das Monatsticket kostet 9,99€.

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