Bat-tastisch oder doch superbad?

Ein Superheld ist nur so gut, wie ihn sein Bösewicht aussehen lässt. Zum Glück gibt es Lex Luthor!

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Die Anziehungskraft dieses Films kann man nicht leugnen. Hier treffen nicht nur zwei Marken- und Haushaltsnamen aufeinander. Nostalgie und Euphorie packt funkelnde Kinderaugen, erreicht die Aufmerksamkeit von lethargischen Teenagern, sowie gestandenen Männern gleichermaßen, wenn das gerahmte "S" und das Batzeichen gemeinsam auf der Leinwand erscheinen. Wie nennen Anzugträger in L.A. so etwas? Herzerwärmend? Familienzusammenführung? Nein; sie nennen es massentauglich. Massentauglich bedeutet nämlich grünes, hartes Cash.

Wäre da nur das Problem mit der Handlung. Wie bringt man die beiden Super Cash Cows dazu nicht nur gemeinsam auf der Leinwand zu erscheinen, sondern aufeinander einzuprügeln? Hier bedient man sich eines geschickten Kniffs. Denn der Grundstein wurde schon im Superman Reboot von 2013 gelegt. "Man of Steel" war ein Publikumserfolg, der vornehmlich durch die Kampfszenen zwischen Superman (damals neu in den Strumpfhosen: Henry Cavill) und Bösewicht General Zod überzeugt hat. Man stelle sich einfach vor, wie zwei menschliche Kampfjets im Flug um sich schlagen, treten und mit ihren Laseraugen schießen.

Zerstörung, unschuldige Tote, Hilflosigkeit und Zorn

Genau während eines solchen Kampfes beginnt Batman versus Superman: Dawn of Justice. So erleben wir gemeinsam mit Bruce Wayne (neu unter der Maske: Ben Affleck; kurz ‚Batfleck‘) die Auswirkungen von Supermans Kampfstil: Zerstörung, unschuldige Tote, Hilflosigkeit und Zorn. Da wird die Rettung der Menschheit schonmal zur Nebensache. Sieht zumindest Bruce Wayne so.

Die Saat des Zwiespalts wird also eigentlich schon im letzten Film gesät – um zusammenzubringen, was eigentlich nicht zusammengehört. Generell stellt der Film ein geschicktes Amalgam aus widersprüchlichen Komponenten dar. Das Verrückte daran: es klappt.

Wonder Woman, the Flash, Aquaman und Cyborg

Hier ein paar, mit mittelgroßen Spoilern bespickte Eindrücke, was der Film unter einen Hut, besser gesagt, unter ein Cape bringt: Batmans Entstehungsgeschichte (ja, die Eltern sterben schon wieder), Supermans Liebesleben, Gastauftritte von Anderson Cooper und Neil de Grasse Tyson, um den Film in der Gegenwart zu erden, wenig später hingegen Visionen aus einem Paralleluniversum (!), Butler Alfreds Joystickkünste, US Politik im Superheldenkontext, Genexperimente, Lex Luthers Vorliebe für Metaphern und Popkulturzitate, Terrorismus, Leichenfledderei und zu guter letzt bekommen Wonder Woman, the Flash, Aquaman und Cyborg auch ihre kleinen bis mittelgroßen Auftritte.

Zusammengehalten wird der Film durch wunderschöne Cinematographie, teilweise bemerkenswerte Filmmusik, Spannung, gutes Gespür für Timing, sowie durch den eklektischen, verspielten und brandgefährlichen Bösewicht Lex Luthor (neu untem Fifi: Jesse Eisenberg). Dieser verkörpert so geschickt Genie und Wahnsinn wie kein anderer in der Rolle vor ihm. Darunter immerhin Kaliber wie Kevin Spacey und Gene Hackman. Im letzten Akt wird dann alles an Action aufgeboten, was Rechner rendern können.

Hinter all dem Tamtam, hinter den Rüschen und Fanfaren wird der Film von einer unerwartet zarten Botschaft durchdrungen. Die Bindung zwischen Mutter und Kind, im Besonderen die frühkindliche Erfahrung von Mutterliebe, verbindet alle Menschen. Konsens wird geschaffen: Jeder hat eine Mami, Superhelden eben auch. Ob sich die kühl kalkulierenden Anzugträger in Hollywood wirklich nach der Umarmung ihrer Mütter sehnen, oder doch nur nach dem schnöden Mammon trachten, bleibt unbeantwortet. Wahr bleibt weiterhin: Liebe kann man sich nicht kaufen, aber 151 Minuten mit Batman, Superman und Wonder Woman kosten neun Euro. Guter Deal.

Hier noch eine Bewertung der Hauptdarsteller:

Superman/Clark Kent

Wortkarg ist sie, die Kante, die aus dem All kam. Auftrainiert und mit oder ohne Brille ein Cornetto bis zum Anschlag. Henry Cavill definiert Schauspiel neu und transportiert alles über die Muskeln.

Wertung 2 von 5 abgeschlossenen Lee Strasberg Schauspielkursen. Ausreichend.

Batman/Bruce Wayne/Batfleck

Ben Affleck kommt gut weg. Er grantelt, trainiert wie Rocky und hat das Kinn für die Rolle. Und irgendwer muss auch mal sagen, dass keiner so schön in einem Anzug laufen kann wie Ben.

Wertung: 2 von 2 toten Elternteilen. Höchstnote.

Wonder Woman

Gal Gadot. Kannte bisher keiner, ab jetzt ist sie der Traum schlafloser Nächte. In atemberaubenden Roben, im schnippischen Wortabklatsch, sowie beim Watschenausteilen steht sie ihren Mann gekonnt. Bitte mehr davon.

Wertung: 1 von 1 Angriffsschreie von Xena, der Kriegerprinzessin. "Aye-ay-ay-ay-ayeeeeee!"

Lois Lane

Die wandelnde Deua Ex Machina. Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt irgendwo Lois Lane daher. Man merkt, dass der Charakter auf Biegen und Brechen mit dem Schuhlöffel reingezwängt wurde.

Wertung 10 von 10 Drehbuchklischees. Strengts euch an, heast!

Alfred, der Butler

Ach, Jeremy Irons. Er folgt Sir Michael Caines Fussstapfen als überqualifiziertester Schauspieler in einer Nebenrolle. Diesen Oscar hätte er sich verdient. Wäre dann sein zweiter. Immerhin bekommt er ein wenig mehr zu tun als sein Vorgänger.

Wertung 2 von 2 Joysticks.

Lex Luthor

Er klopft, er tippt, er flüstert, er lacht und lächelt, er ignoriert die Privatsphäre seines Gegenübers, am liebsten jedoch spricht er in Metaphern und hält Monologe. Muss man gesehen haben. Da vergibt man ihm die künstliche Lockenmähne sofort. Wir warten auf dich Lex, das Kittchen hält dich zurück, aber nicht auf.

Wertung 1 von 1 Money Boy Anspielungen. #erwurdezurückgehalten

Doomsday

Ein. hässlicher. Mutterliebhaber.

Wertung 0 von 1 Müttern. Hässlich3000.

Batman vs. Superman: Dawn of Justice ist bereits in österreichsichen Kinos angelaufen.

Bild(er) © Courtesy of Warner Bros. Pictures/ TM & © DC Comics / Clay Enos
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