Wie geht das 'zam?

Durch Robotik unterstütztes Puppenspiel, eine Klangskulptur, die sich elektronischer Hilfsmittel bedient – zwei ungewöhnliche Kooperationen, an denen Michael Sieb maßgeblich beteiligt ist. Ein Portrait.

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Wozu braucht man GeschäftspartnerInnen? In Österreich arbeiten zwei von drei der 38.400 Kreativunternehmen als Solo-Selbstständige ohne eigene MitarbeiterInnen. Dass die meisten aber dennoch nicht allein bleiben, liegt für Gerin Trautenberger, Vorsitzender der Kreativwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich, auf der Hand: "Man braucht Partnerschaften, Kooperation und Netzwerke, um sich weiterzuentwickeln." Daher gehen vier von fünf Unternehmen der Kreativwirtschaft Kooperationen ein oder schließen sich zumindest kurzfristig für Projekte zusammen, um Energie und Ideenreichtum zu bündeln. Gegenseitige Inspiration und der Austausch von Know-how können ohne Zweifel zu großartigen Ergebnissen führen.

Michael Sieb ist ziemlich vielseitig. Zuerst machte er seinen Ingenieur, dann studierte er Medizin und ließ sich anschließend zum Chirurgen ausbilden. Heute betreibt er als Social Entrepreneur das Unternehmen Tirolab (Tiroler Roboter Labor) und will insbesondere jungen Menschen die Faszination Technik näher bringen und sie ermutigen, kreative Ideen in reale Objekte umzusetzen.

Schaut gut aus, das probier ich

"Es hat sich alles mit der Zeit entwickelt", erzählt Sieb. An der Uni unterrichtete er das Wahlfach Theoretische Chirurgie. "Das Werkzeug des theoretischen Chirurgen ist nicht das Skalpell sondern die Datenbank." Nach Methodenlehre, Fragestellung und Statistik leitete er schließlich den ersten Roboter-Workshop für Medizinstudenten: "Meiner Recherche nach der damals weltweit einzige." Die universitäre Kinder- und Jugendakademie wurde darauf aufmerksam – Workshops für Kinder und Jugendliche folgten.

"Schaut gut aus, das probier ich", sagte sich Sieb und startete im Juni 2012, nachdem er beim Adventure X Businessplan-Wettbewerb gut abgeschnitten hatte, seine Arbeit als Selbstständiger. "Und ich wagte die Gründung von etwas ganz Seltsamem." Bei Tirolab werden Workshops rund um die Themen Roboter, Elektronik und Technik angeboten. Mechanische Grundprinzipien und Programmierung lernen, Roboter und elektronische Schaltungen selbst bauen – Interessierte kommen voll auf ihre Kosten. Die Kurse, laufend evaluiert und weiterentwickelt, und werden auch in Bildungseinrichtungen und Unternehmen abgehalten. "Roboterbaukästen und Computer stellen wir zur Verfügung", sagt Sieb, der seine Laufbahn als Chirurg aufgrund einer Bandscheiben-Operation beenden musste.

Antennen am Kopf

Judith Moser und ihr Frieda Figurentheater lernte er dann über das Kreativnetzwerk C hoch 3 kennen. Was können wir gemeinsam tun?, fragten sich die zwei kreativen Köpfe. "Der Kreativwirtschaftscheck der aws Kreativwirtschaft kam uns gerade recht. So hatten wir die Möglichkeit, einfach mal auszuprobieren", erinnert sich Sieb. Die Idee war aber nicht, ein Roboter-Figuren-Theater zu machen, denn das Figurentheater lebe ja von der Interaktion der Künstlerin mit ihren Figuren. Stattdessen wurde das Bühnenbild mechatronisch aufgewertet: "Damals hat Judith gerade ein Figurentheater über eine außerirdische Figur gemacht. Und die Idee war, ihr zusätzliche Funktionen mitzugeben." Töne erzeugen, Antennen am Kopf, die sich motorisch hin und her bewegen lassen, Leuchtdioden in den Augen, ein Rauchgenerator. "Und ein eingebauter Ventilator im Arm, der Seifenblasen erzeugen kann", ergänzt der Robotik-Spezialist.

So entstand nach und nach ein interaktives, mechatronisch gesteuertes Bühnenbild und eben auch "gepimpte Figuren". Das erste Auffühurng mit neuem Bühnenbild feierte 2013 Premiere in Landegg; seitdem wird an verschiedenen Orten aufgeführt.

Ein Windspiel aus Glaskugeln

Ein weiteres Projekt entstand ebenfalls in einer Gruppe bei C hoch 3 – zusammen mit der Glasbläserin Barbara Votik und dem Musiker Flo Heig. "Barbara hat die Idee gehabt, aus mundgeblasenen Glaskugeln ein Windspiel zu erschaffen." Ein in der Mitte montierter Holzstab sollte die aufgehängten Kugeln im Wind zum Tönen bringen. Der Versuch, dies durch einen eingebauten Automatismus zu erzeugen, ging schief. Nach einigen gescheiterten Experimenten stellte sich heraus, dass das nicht funktioniert: der Ton der Kugel war verfälscht. Ihre Vision war nämlich, den Eigenton der Kugel als Klang zu verwenden. "Ich habe dann auf einem elektronischen Weg eine Möglichkeit gefunden, die Kugeln zum Klingen anzuregen." Gemeinsam mit Flo Feigl, der Musiker ist und ein Tonstudio betreibt, entschlossen sich Votik und Sieb, die Klangskulptur Vitremo zu bauen – vier Glaskugeln, wahlweise in verschiedenen Farben beleuchtet, die unterschiedliche Klangmuster erzeugen. Und die Skulptur selbst, die mittlerweile in zahlreichen Kunstausstellungen stand (steht), ließen sie von einem Tiroler Designer entwerfen.

Natürlich gehe ihm die Chirurgie manchmal dennoch ab: "Sie war meine erste große Leidenschaft im Leben." Als Arzt und insbesondere als Chirurg tätig zu sein, sei eine schöne, befriedigende Tätigkeit gewesen. Aber es gebe da so Dinge wie freie Wochenenden und nicht vorhandene Nachtdienste – dann sei er schon froh, dass er sich nicht mehr in diesem System befindet. "Und das, was ich jetzt arbeite, bereitet mir unglaublich viel Spaß."

Du denkst auch über Kooperationsmöglichkeiten nach? Infos und Services für dich und dein Unternehmen findest du hier www.kreativwirtschaft.at. #choch3 #KATeffekt

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