Try again. Fail again. Fail better.

Basisdemokratie, Soundart und Kunst, Pop-up und Pop-Inn – mit Projekten wie diesen zog Lukas Böckle in der Schönbrunner Straße 111 ein Kreativhaus auf. Was da zwischen Sex Jams, Ult-Kunstmagazin, Parties und Co. heranwächst, erzählt er im Interview.

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Eine gute Gelegenheit, der Mut zum Scheitern und Teamwork haben ein leer stehendes Haus an der Schönbrunner Straße 111 zum „Kreativgrätzel“ gemacht. Im Zuge seiner Diplomarbeit über „temporäre Zwischennutzung“ bewohnte der Architekturstudent Lukas Böckle hier eine Wohnung, nachdem der Eigentümer überzeugt wurde, stellte dieser ihm und einem Kollegen das gesamte Haus zur Verfügung – heute heißt es „Trust 111“.

Seitdem wurde das Haus zu einer Adresse der freien kreativen Szene in Wien – junge Wiener Künstler und Musiker wie die Sex Jams arbeiten und proben hier neben DJs wie Björn Hawaii von Gudrun von Laxenburg. Im Dachgeschoss – das „Attic“ – hat sich eine Ausstellungslandschaft und Zeichenunterricht für jedermann von Angewandte-Schülern gebildet. Das Ult, ein Kunst- und Malerei-Magazin, hat hier seine Redaktion.

Und für ein paar Euro in der Kasse und genug frischen Wind sorgt das Pop-Inn Guesthouse. Gegen die DIY-designten Themenräume im Trust, via Airbnb ab 15 Euro die Nacht zu haben, kann Wombats einpacken. Davon abgesehen hat man Wiener Freigeister als Nachbarn, eine Bar unten, einen Pop-Up Garden auf der Dachterrasse und eine Fahrradwerkstatt ("Flickerei") im Erdgeschoss. Und wenn man Glück hat, schmeißen Mitglieder und Gäste eine Party. Die nächste könnte morgen schon stattfinden – könnte, weil verpflichtend ist hier nichts. "Was passiert, passiert halt", so Lukas. Jedenfalls ist die Critical Mass eingeladen, am Abend hier in der Flickerei zu feiern und dann gibt es noch die Idee, eine Aktion nach dem Motto Park!Platz!Play! um zu setzten – ein internationales Projekt zur öffentlichen Raumnutzung von Parkplätzen. The Gap wird mit der Kamera dort sein, die Schnappschüsse werden anschließend hier gezeigt.

Dass das Projekt zumindest für den Hausbesitzer eine Win-Situation darstellt, hat sich längst erwiesen. Wir wollten wissen, wie es drinnen funktioniert, wie viel Hippie-Attitüde oder Marketing wirklich drinsteckt. Und wie es sich jetzt anfühlt, bald umziehen zu müssen. Lukas Böckle im Interview.

The Gap: Künstlerateliers, Musiker und Parties, Pop-Inn Hostel, Gardening, Camping und Radwerkeln – ihr habt eine Reihe von Projekten im Haus. Gab es für dich und Margot Deerenberg als Vereinsverwalter umso mehr Arbeit je mehr Projekte im Haus waren? Oder half die Gruppendynamik?

Lukas Böckle: Als wir das ganze Haus zur Verfügung hatten ging alles sehr schnell. Ich machte mir zeitweise gar keinen Zeitplan mehr, da hab ich nur noch improvisiert. Das war eine sehr chaotische Zeit und wir waren mit dem Aufbau von Strukturen immer zwei Schritte hinten nach. Da sind aber nicht nur Margot und ich. Wir sind ein fünfköpfiges Kernteam und viele Freunde, Verwandte und Ehrenamtliche helfen uns, wo sie können. Wenn etwas nicht funktioniert, scheitert es meist an Informationsmangel oder Kommunikationsproblemen und nicht an der Größe der Gruppe oder der Anzahl der Projekte.

Bild(er) © Lukas Böckle, Günther Lichtenberger
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