Müssen Awards-Skulpturen hässlich sein?

Viele große Preise werden bei uns ja nicht verliehen. Noch dazu sind die meisten schirch. Valie Export, Peter Weibel und Deborah Sengl gehören zu den erfreulichen Ausnahmen. Ein kleiner Überblick der österreichischen Trophäen-Landschaft.

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Stell dir vor, du hast einen Award gewonnen und die Skulptur ist ungefähr so missraten wie dieses Projekt deines Konkurrenten. In Österreich ist die Chance dafür recht groß. Denn Awards gleichen mal vergoldeter Ideenlosigkeit oder einer Salatschüssel. Da könnte man gleich einen Pokal überreicht bekommen, den man dann im Rundordner ablegt.

Schön heißt nicht teuer

So ein Preis muss golden sein, weil Oscars, Goldene Palme, Goldener Löwe, Goldener Bär, Grammy, scheinen sich einige zu denken. Dementsprechend glänzen auch die kopflose Nike der Prix Ars Electronica, die Romy Statue, der Nestroy Theater Preis, das Design wirkt allerdings schablonenhaft. Das muss aber gar nicht so sein. Man schaue sich nur einmal den spartanischen, originellen Vienna Shorts Award an, der aus Beton gegossen wurde (entworfen von Gabarage).

Auch der Prix Jardin D’Europe 2014, an den Deborah Sengl Hand angelegt hat, hat organischen Charme und wurde aus Holz geschnitzt. Der Vienna Art Award 2015, designt von Peter Weibel, lässt einen den Glauben an die Kreativität nicht verlieren. Valie Exports Stiegen hinauf in den Filmhimmel – die Preisskulptur des Österreichischen Filmpreises 2014 – haben jedenfalls auch Konzept. Die Stufen der Skulptur deuten eine Unendlichkeit an. Außerdem spielt der Preis auf die wohl berühmteste Treppe der Filmgeschichte, die Freitreppe in EisensteinsPanzerkreuzer Potemkin“ an.

Skulptur mit Stil

Neben den speziellen Anfertigungen von Valie Export und Deborah Sengl gibt es noch einige außergewöhnlichen Preise. Wie der CCA-Award. Der wichtigste Preis für kreative Köpfe aus der Werbebranche, ist nämlich ein Replikat der Venus von Willendorf. Die vollbusige Dame dient heute als „Muse der Werbung“, das ist immerhin mutig. Auch der Media Award, eine kleine Pyramide mit kupfer-farbigen Zipfel ist zwar unauffällig, aber stylisch und modern. Der Wienerberger Brick Award hatte dagegen 2012 noch recht ansehnliche Statuen, das diesjährige Modell hingegen ist eher eine Buchstütze.

Tradition statt Gegenwart

Natürlich gibt es auch noch Urkunden und Orden. Auch die Staatspreise für Architektur, Werbung, Darstellende Kunst et al sind nichts fürs Auge, sondern das Ego. Auch die Trophäe des Staatspreises für Werbung – Glasobelisk mit goldenem Adler – passt eher nur in Omas Vitrine mit dem Kristallgeschirr. So ähnlich sehen auch die restlichen Staatspreise der Republik Österreich aus.

Natürlich, es geht um die Anerkennung, die Schulterklopfer, die Wertschätzung. Aber wenn Künstler oder Bildhauer öfters an Preisskulpturen rangelassen werden, kann man die Trophäe auch herzeigen.

Gegenteilige Meinungen, Anregungen oder Bilder von tollen österreichischen Preisskulpturen, die hier nicht genannt wurden, gerne auf twitter: @ms_grasshopper.

Bild(er) © cc by-sa 3.0 Manfred Werner, Tom Mesic
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