Mal schnell "mitliken"

269.622 Menschen liken HC Strache – und ich gerade, obwohl ich nie auf den "Gefällt Mir"-Button geklickt habe und das auch nicht tun würde, aus Gründen. Dafür hab ich ein bisschen Zeit damit verschwendet herauszufinden, warum HC unter meinen Likes aufscheint.

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Wieso HC Strache auf Facebook gehyped wird, haben wir bereits in einem anderen Artikel besprochen. Auch im Wiener Wahlkampf ist die Social Media Plattform ein wichtiges Mittel – das allerdings manchmal sehr seltsame Dinge macht.

Nachdem mich gestern ein Freund auf Facebook gefragt hat, warum ich plötzlich HC Strache like, war ich zwar zuerst sehr perplex, hätte es vermutlich aber als Versehen abgetan, wenn sich nach einer Statusmeldung meinerseits nicht über ein Dutzend andere Leute gemeldet hätten, bei denen Strache auch plötzlich unter den Gefällt Mir-Angaben auftauchte – ohne dass sie bewusst auf den Gefällt Mir-Button gedrückt hatten. Wie konnte das passieren? Ich habe die Seite einen Tag zuvor besucht, kurz danach wurde sie von meinem Account mit "Gefällt mir" markiert. Nachdem ich das rückgängig gemacht habe, ist es allerdings im Laufe des Abends und nach einigem probieren immer wieder passiert. Im Aktivitätenprotokoll von Facebook scheint der Like der Seite allerdings nicht auf. Auch wenn man Cache und Cookies zwischen den Aufrufen leert, wird die vorherige Seite mitgeliked.

Aktuell lässt sich folgendes Schema erkennen: Besucht man eine Facebook-Seite und besucht dann eine andere Seite und versieht sie mit einem Like, wird die erste angeklickte Seite automatisch "mitgelikt". Das passiert auch bei anderen Seiten, fällt aber vermutlich einfach weniger auf. Ja, es ist offenbar nur ein Facebook-Bug. In aller Deutlichkeit, niemand unterstellt der Page von HC Strache diesen Bug gezielt auszunutzen. Es scheint aktuell aber so vielen Leuten unabsichtlich zu passieren, dass wir eine Berichterstattung darüber für gerechtfertigt halten.

In diesem Falle handelt es sich nämlich um einen Bug, der durchaus unangenehm sein und reale Konsequenzen haben kann. FreundInnen, Bekannte und ArbeitskollegInnen kennen einen ja oft nicht so gut, um einschätzen zu können, mit welchen Dingen man sich tatsächlich identifiziert. Das kann einem falsche Sympathien bringen oder dazu führen, dass man von anderen plötzlich mit seltsamen Blicken gestraft oder gleich aus dem Freundeskreis gelöscht wird. Im Wahlkampf, wo Parteien auf Facebook Werbung schalten, wird eine Gefällt mir-Angabe auch reichweitenstark dazu verwendet, um bei den eigenen Freunden für die Seite zu werben.

Wodurch der Bug genau ausgelöst wird, ist uns noch nicht bekannt. Wir haben bereits Leute von der TU Wien und Facebook selbst kontaktiert. Bisher ohne eindeutiges Ergebnis. Es scheint an Java Script zu liegen, das ist allerdings nur eine Vermutung.

Die scheinbare Identifikation mit politischen, religiösen oder gesellschaftlichen Haltungen, die einem selbst nicht entsprechen, kann zu Missverständnissen führen. Auf der anderen Seite zeigt sich natürlich auch, welche Wirkung Soziale Medien auf uns haben (können) und wie sehr wir als Personen über unser Onlineprofil definiert. Das ist an sich natürlich nicht schön, wird sich vermutlich aber nicht so schnell ändern. Insofern: Watch your likes. Oder geht raus und schreit in die Welt, was euch gefällt und was nicht.

Auf Nachfrage bei Facebook wurde der Bug mittlerweile gefixt.

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