Ich bin heute 10 Jahre bei Monopol. Danke!

Seit 1999 bin ich als Schreiber für The Gap tätig. Seit 7. Oktober 2005 bei Monopol angestellt. Ich habe nie etwas anderes und doch viel gesehen.

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Vielleicht nicht seit 1999, aber mindestens seit 2005 begleiten uns dabei ein paar große Diskussionspunkte. Finale Gedanken habe ich dazu bis heute keine und schlüssig lässt sich auch nicht alles darlegen. Vieles ist organisch gewachsen und ändert sich permanent. Trotzdem ein paar Beobachtungen und ein bisschen Meinung:

Umsonst / Gratis

Seit 2001 ist The Gap ein Gratis-Blatt. Seit ungefähr damals gibt es auf fast jedem Cover unseren »Umsonst«-Störer und damit den halblustigen Schmäh, dass The Gap zwar gratis, aber nicht umsonst ist. Nicht umsonst waren auch die sechs Jahre, in denen ich teilweise durchaus intensiv, aber ohne Bezahlung für The Gap gearbeitet habe. Ich muss dazu nicht beurteilen, ob The Gap die Medienlandschaft in Österreich besser macht – es war wichtig für mich und ich habe in dieser Zeit viel gelernt. Ich glaube auch heute noch können Menschen zwischen 18 und 25, während dem Ende ihrer Ausbildung, es sich leisten, Praxis zu sammeln und Projekte zu unterstützen, ohne dafür im eigentlich Sinn Lohn zu bekommen.

Meiner Meinung nach zahlen sich Praktika aus und ich wäre dafür, dass diesbezüglich die gesetzlichen Bestimmungen gelockert werden. (Es darf laut Gesetz niemand ein niedrig bezahltes Praktikum freiwillig bei uns machen – außer Pflichtpraktika im Rahmen von Ausbildungen, die dafür allerdings gar nicht bezahlt werden müssten; Konjunktiv). Umgekehrt hoffe und glaube ich, dass unsere Praktikanten bei uns viel Einblick bekommen und von einem Netzwerk profitieren. Ich kann Jüngeren nur empfehlen, sich aktiv in der einen oder anderen Form zu betätigen – bei uns und anderswo. Vielleicht zielgerichteter als ich das damals gemacht habe (mein Weg ist nur rückwirkend betrachtet geradlinig), aber doch.

Digital

Ich habe in meiner Zeit bei The Gap die Digitalisierung der Medien voll mitbekommen. Wir haben immer früh und doch nicht immer klug reagiert. Meiner Meinung nach hat die Digitalisierung neben viel positivem Aktionismus und Vernetzung nicht zuletzt eine Boulevardisierung mit sich gebracht. Aufmerksamkeit bringen Aufregung, Empörung und alles was mit Sex zu tun hat. Am besten gleichzeitig in einem Artikel verpackt – und leider gelingt es den wenigsten über Sex zu schreiben, ohne dabei in sexistische Tendenzen abzurutschen. Es sind ganz die Mechanismen, die wir während meines – nicht abgeschlossenen – Studiums, Krone oder Bild zugewiesen hatten.

Und: Digital lässt die Grenzen zwischen Redaktion und Werbung weiterhin verschwimmen, da neue Monetarisierungsmodelle (Content Marketing …) genau darauf aufbauen. Im Großen halte ich das für eine gute Entwicklung für die Branche. Und weder über das eine noch das andere muss man traurig sein – man muss aber auch nicht so tun, als wäre es nicht der Fall.

Wir sind außerdem eines der Medienhäuser, die nicht nur unsere Medienmarken The Gap und Biorama haben, sondern auch als Agentur arbeiten und unsere Leistungen Unternehmen anbieten: Wir liefern Content, richten Events aus, gestalten Werbemittel oder betreuen Social-Media-Kanäle. Wir stellen damit bei weitem keinen Einzelfall dar, sondern gehören zur Mehrheit. Viele, auch große Medienhäuser bieten ihren Kunden Content, Corporate Publishing und andere Dienstleistungen an. Wir auch. Und ja, wir bemühen uns um Trennung und Transparenz.

Journalismus

Ich habe seit vielen Jahren einen Journalistenausweis. Ich begleite damit meine Tochter ohne Eintritt zu zahlen ins Technische Museum und meine Freundin in den Zoo. Ich habe mich trotzdem in all den Jahren quasi nie als Journalist gesehen, zumindest nie in der Hauptsache. Grund dafür sind unter anderem die oben beschriebenen Tendenzen. Immer wieder werden auch im Umfeld Ozy, Buzzfeed oder Vice als neue Formen des Journalismus beschrieben. Das meiste was auf diesen Kanälen stattfindet, ist für mich allerdings pure Unterhaltung (und ich bin jemand, der Unterhaltung und eine gute Zeit als eines der höchsten Güter schätzt und das deswegen auch mal gut findet). Das bisschen Journalismus, das dadurch finanziert wird, macht uns Medienmacher aber nur bedingt zu Journalisten und schon gar nicht wichtiger. Natürlich ist mir klar, dass die beiden verschwimmen müssen und im Idealfall immer beides sind.

Politik

The Gap bekommt für seine Dienste an der österreichischen Kultur- und Kreativszene keine direkte Förderung. Förderungen alleine sehe ich dabei auch kritisch. Öffentliche Institutionen zählen, unabhängig davon, zu unseren wichtigsten Kunden. Sowohl was Inserate betrifft, als auch Aufträge. Wir sind dafür sehr dankbar. Wünschenswert wäre aber eine andere Publizistikförderung und Medienpolitik. Hier liegt auf vielen Ebenen vieles im Argen und hat jeden Anschluss an einen – digitalen – Medienalltag versäumt. Die Verflechtungen sind, soweit überhaupt durchschaubar, besorgniserregend und Konstruktionen wie Heute oder die Medienhäuser rund um die Wiener SPÖ nur Beispiele. In anderen Bundesländern ist es nicht anders.

Irgendwas mit Medien

Ich kann mir trotz all dem nicht vorstellen, darauf zu verzichten. Auf dieses Umfeld, die Menschen, die Dynamik. Operativ hat sich mein Alltag zwar verschoben, ich bin mit den Jahren was The Gap betrifft, nach hinten in die Verwaltung gewechselt und kümmere mich aktiver um unsere teilweise genauso wunderbaren Kundenprojekte. Und ich habe die Aufgabe übernommen alles zu tun, damit es uns auch weiterhin gibt. Die Situation ist heute anders als 1999 und 2005. Auch für Jobanfänger. Ich würde heute hoffentlich im Detail vieles anders machen. Darauf verzichten will ich nicht.

Danke

Über all die Jahre war ich dabei nie allein. Ich bin diesem aktiven Umfeld dankbar, das immer versucht hat, neue Dinge auszuprobieren, mich zu unterstützen, gemeinsam andere zu unterstützen. The Gap hat sich um die Jahrtausendwende in einer Blase in Wien entwickelt, die gerade einmal 200 Leute betraf. So viele, mit denen man zusammengearbeitet hat, machen heute sehr feine Dinge, haben spannende Unternehmen und Projekte. Medienhäuser wie unsers haben die dankbare Aufgabe, derlei wahrzunehmen. Und in vielen Fällen sind es die beteiligten Personen (Mitarbeiter, Praktikanten und freie Mitarbeiter), die all das ermöglichen. Die Aufgaben an uns als Unternehmen sind groß. Der Grund sie auf uns zu nehmen, ist das Umfeld, das sich darum bemüht, möglichst viele Bereiche aktiv zu gestalten.

Ich bin noch immer zu wenig auf @muehlmartin

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