Happy 3D

Wird flüssiges, formbares Plastik eine dritte industrielle Revolution einleiten und unsere Umwelt retten? Ein Besuch im HappyLab in Wien bringt den „Reality-Check“: Was leisten 3D-Drucker für 500-Euro wirklich?

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Von ersten Fragezeichen – wie 3D-Drucker eigentlich funktionieren und welche Software man da braucht – bis zu Meta-Themen wie „Dritte Industrielle Revolution“ und die Zukunft des Copyrights für Design … Dieser Tage stellen sich jede Menge Fragen, seitdem Cody Wilson die erste Waffe aus dem 3D-Drucker abfeuerte, ein leckeres Schnitzel gedruckt wurde und erste "personalisierte" Geburtstagsgeschenke die Runde machen. Aber was leisten 3D-Drucker für rund 500 Euro wirklich? Ist 3D-DIY tatsächlich so einfach, wie es überall heißt? Werden wir jetzt alle zu Designern?

Karim Jafarmadar ist Betreiber des HappyLabs in Wien – eines Fabrication Labs oder auch „Fabulous Labs“, wie er es nennt – und er kennt sie alle, Hobby-Geräte bis High-Ende-Teile. Er erzählte uns, was man tatsächlich mit den Teilen macht und hat auch auf euphorische Zukunftsvisionen eine wohltuend realistische Perspektive.

Was für Leute kommen zu euch ins HappyLab – eher Hobby-Bastler, Designstudenten oder Unternehmen?

Ziemlich ausgewogen eigentlich. Wir haben schon auch sehr viele Design- und Architekturstudenten hier, die ihre Abschlussprojekte hier drucken, aber auch Kommerzielle, die Prototypen entwickeln. Unsere professionelleren Geräte sind zur Prototypen-Herstellung oder für Einzelstücke geeignet. Viele Leute kommen auch, weil sie sich einfach dafür interessieren, wie das mit dem 3D-Druck funktioniert. Wir bieten auch regelmäßig kostenlose Workshops an. Gerade das selbst-Machen ist spannend, dadurch kommen viele auf neue Wege und Formen und stellen wirklich innovative Sachen her.

Welche 3D-Drucker habt ihr im HappyLab?

Wir haben hier ein einen Drucker von Stratasys – Modell Dimensions 768, der zur Prototypen-Herstellung verwendet wird. Der Motorradhersteller KTM benutzt z.B. dieses Modell. Kleinere Firmen oder Start-ups benutzen es hier. Weiter haben wir einen Replicator 2 von Makerbot, mit dem wir mit Kindern Workshops machen. Sie lernen hier, z.B. ihr eigenes Traumhaus oder Auto zu designen und können das dann ausdrucken und mit nach Hause nehmen. Mit dem Makerbot gehen wir auch in Schulen und machen das da vor Ort.

Wie viele Mitglieder habt ihr circa?

Wir haben momentan circa Tausend Mitglieder und die Zahl steigt. Wir verzeichnen im Schnitt täglich ein neues Mitglied und es steigt auch kaum einmal jemand aus. Dadurch, dass viele temporär und Projekt-basiert hier arbeiten, wird es auch nie zu "eng" hier.

Was kostet es, bei euch Mitglied zu sein?

Ab drei Euro im Monat ist man als Privatnutzer schon dabei. Wir verlangen nichts extra für die Maschinennutzung, es handelt sich also um eine Flatrate. Mit einem eigenen "Schlüsselpaket" – womit man das Lab dann rund um die Uhr benutzen könnte – kostet die Gebühr dann 19 Euro im Monat.

Welche sind beliebte Dinge, die Hobby-Anwender in eurem Lab herstellen? Und welches war das tollste oder aufwendigste Modell, an das du dich erinnerst?

Es werden öfter Spielzeuge, z.B. neueartige Legosteine, Modellbau-Teile, Ersatzteile, spezielle Gehäuse und Prototypen gemacht. Das tollste? Puh! Das ist schwer zu beantworten… Eine Schmuckdesignerin hat einmal einen Glückskeks aus Plexiglas am Lasercutter gemacht. Sie verkauft die Teile heute als Anhänger auf Märkten – Heartware ist ihr Künstlername. Ansonsten gibt es wirklich so unterschiedliche Sachen. Aber einmal im Jahr machen wir einen Contest, bei dem die Mitglieder ihre Modelle einreichen können.

Welche Kategorien und Preisklassen gibt es bei 3D-Druckern – wo passiert gerade am meisten und was taugen sie?

Im Hobbybereich geht es schon bei 500 Euro los. Professionelle Geräte gehen bei 25 Tausend Euro los – und das ist noch sehr günstig. Diese drucken auch oft mit mehr als einem Material und das gibt es genau abgestimmt auf das Gerät von derselben Firma.

Es tut sich sehr viel mehr im Hobbybereich derzeit. Vor zwei Jahren gab es in dem Bereich noch nichts vernünftiges – also, was überhaupt funktioniert hätte. Heute kann man mit Dingern schon einiges machen. Es gibt Bausätze für 3D-Drucker schon ab 500 Euro. Sie sind zum Ausprobieren geeignet und drucken mit nur einem Material, meist PLA-Kunststoff. Man muss aber wirklich sehr viel herum probieren, bis man wirklich schöne Ergebnisse erzeugen kann. Am oberen Ende dieses Hobbybereichs steht z.B. dieser Replicator 2 für circa 2000 Euro.

Keine Frage, 3D-Drucker in diesen Preisklassen sind toll und machen Spaß, sind aber wirklich für den "ambitionierten Bastler" geschaffen. Man darf nicht erwarten, dass die Teile immer super funktionieren. Vielleicht kann man sie mit den ersten Computern vergleichen, die ja ebenfalls als Bausätze verkauft wurden. Das herum Basteln am Gerät selbst ist schon auch Teil dieser ganzen Idee.

Bild(er) © Christoph Welkovits, INNOC, Christoph Welkovits
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