Gscheiter scheitern

Viele Selbstständige kennen das Problem. Wenn es mal nicht so rund läuft, steht man schnell alleine da. Wir haben drei kreative UnternehmerInnen gefragt, wie das so ist, wenn man hinfällt und wie, wenn man danach wieder aufsteht.

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Als Kind ist das noch was anderes. Wenn man hinfällt, hebt einen jemand auf. Darauf verlassen sich Kinder. Im Skikurs lernen sie das richtige auf den Popsch fliegen sogar noch bevor an den Pflug überhaupt gedacht wird. Wir gehen also schon im Vorhinein davon aus, dass es uns am Weg des Lernens "herpracken" wird. Auf die Nase fallen ist in solch jungen Jahren nichts zum Schämen, sondern völlig normal. Je älter wir werden, desto mehr ändern sich die Parameter aber. Wenn wir dann auch noch aus Netzwerken, die uns Lehrstellen, Schulen oder Universitäten geboten haben herauswachsen, herrscht oft das Gefühl vor, es beim ersten Versuch schaffen zu müssen, weil es nur den einen gäbe. Aber das ist nicht so. Wir haben mit drei UnternehmerInnen gesprochen, die mit schlechten Zeiten bereits Erfahrung gemacht und aus ihnen gelernt haben.

Die Workshopperin

Tina Schreiner ist die Inhaberin von "Ernas Enkelin" und ist auf Plotter spezialisiert, Schneidegeräte mit denen sie unter anderem Folien und Papier bearbeitet. Bei ihr kann man Materialien beschriften lassen oder Workshops für diese Geräte besuchen. Die erfolgreiche Kärntnerin weiß aber auch, wie sich echte Durststrecken anfühlen. Als die Eltern während des Architekturstudiums den Geldhahn zudrehten, begann sie eine Lehre zur Goldschmiedin. Nach der Lehre kamen sieben Jahre Berufserfahrung in dem Bereich. Mit Unterstützung ihres Mannes schaffte die Wahlgrazerin dann das Studium Informationsdesign an der FH Joanneum. Es folgte fast ein Jahrzehnt an der Med Uni Graz, wo sie am Zentrum für Grundlagenforschung für alles zuständig war, was Design betraf. Sie entwarf Plakate für ForscherInnen, betreute die Website und hielt Workshops. "Als ich dann schwanger wurde, wurde mir ein Rücktritt nahegelegt.“ Mit diesen Perspektiven ging sie zunächst in Karenz, kündigte aber schlussendlich. Sie wollte Veränderung, Selbstständigkeit und ihre Idee mit den Plottern umsetzen. Mit einer Freundin fand sie ein Geschäftslokal, alles schien perfekt. Im September wäre die Eröffnung gewesen. Dann folgte, was viele Selbstständige kennen: Der Deal platzte, die Freundschaft ging in die Brüche, Tina stand vor dem Nichts. "Meine Freunde und mein Mann waren es, die mir durch diese Zeit geholfen haben. Sie waren es, die mich getragen haben, mir in den Arsch getreten haben." Zwei Tage nach dem Aus fand sie ein neues, besseres Geschäftslokal. "Ich mache eigentlich keine Werbung, bin nur auf Facebook", sagt sie. Dennoch hat sie viel Kundschaft, sowohl Auftragsarbeiten als auch Workshops sind begehrt.

Seit Dezember ist sie beim C hoch 3 Programm. "Mir taugt es extrem, endlich wieder unter Gleichgesinnten zu sein.“ Dieses Gefühl habe sie zuletzt während des Studiums gehabt. "Man trifft Leute, die die gleichen Ängste und Sorgen haben, mit denen man aber auch das Kreative und Verrückte teilt.“ Nicht nur angenehm sei es, auch wirtschaftlich sinnvoll. "Es ist einfach eine hohe Vertrauensstufe da. Man glaubt man kennt sich schon weit länger, als es eigentlich der Fall ist." So sind auch für sie bereits etliche Partnerschaften und Kooperationen entstanden. Doch man muss nicht ganz vor dem Aus gestanden sein, um die Vorteile von so einem Netzwerk zu schätzen.

Der Filmer

Markus Kaiser-Mühlecker kennt Höhen und Tiefen. Für den Filmer, der an der FH Salzburg studiert hat, lief es lange Zeit ausgesprochen gut. Praktisch direkt von der Hochschule weg konnte er einige Filme an den ORF verkaufen. Für die Band Attwenger wollte er eine Live-DVD produzieren, fand aber keine Förderer. Er gab nicht auf, sprach sich auf eigene Initiative mit der Band selbst ab. Schlussendlich wurde eine ganze Dokumentation daraus, deren kommerzieller Erfolg alle überraschte. Doch auch er kennt Durststrecken. "In dieser Branche gibt es oft Phasen, wo man gar nicht weiß womit man anfangen soll, aber auch welche, in denen man nicht weiß, wann das nächste Projekt kommen wird.“ In solchen Zeiten brauche man besondere Disziplin. Das ist natürlich leichter, wenn man nicht alleine ist. Auch er vergleicht C hoch 3 mit seiner Studienzeit. "Ich bin seit letztem Jahr Teilnehmer, da hat sich sowas wie ein Klassenfeeling entwickelt.“ Als Selbstständiger hat er schon manche solcher Projekte absolviert. An C hoch 3 schätzt er vor allem die Struktur. "Dadurch, dass man symbolisch mit der Gruppe einen Vertrag unterschreibt, sind alle verbindlich bei der Sache.“

Der einsame Wolf

Bei Max Niederschick, einem Grafiker, der in Niederösterreich seine Zelte aufgeschlagen hat, sieht die Sache etwas anders aus. Er wurde ins Selbstständigendasein eher "hineingetreten", wie er selbst sagt. Er fand keine Anstellung, arbeitete ständig auf Werkvertragsbasis. Irgendwann reichte es ihm. In einem Vierteljahrhundert Unternehmertum hat er von totalen Zusammenbrüchen, von Partnerschaften über Zwangspausen bis zu schweren Krankheiten alles erlebt. Mittlerweile hat er sein drittes Start-Up, "und dabei bleibts!", sagt er und lacht. Stärker und gelassener sei er geworden. "Wenn man solche Tiefen erlebt, ist es wichtig zu wissen, womit man aus ihnen hinausgeht.“ Für ihn war das der Blick aufs Wesentliche, den er sich durch keine Schwierigkeiten nehmen lässt. C hoch 3 hat ihm dabei geholfen, wieder Spaß am Teamwork zu entwickeln. "Davor war ich eher ein einsamer Wolf. Ich glaube, dass man als Kreativer Zeit und Platz für sich braucht. Der Input und das Feedback von anderen ist aber genauso wichtig.“ Durch das Netzwerk hat er genau das bekommen. "Wir haben da eine Kollegin aus Salzburg, die fast alles im illustrativen Bereich für uns macht. Prinzipiell ist es aber nicht so, dass man jeden Tag aufeinanderpickt. Aber durch C hoch 3 habe ich Kollegen gefunden, die im selben Bereich arbeiten. Es hilft ja schon, wenn einer mal beim anderen drüberschaut und Feedback gibt.“

Durch die ganzen Krisen hat er jedenfalls einiges gelernt. "Auch wenn es platt und plakativ klingt: Je schneller man versteht, dass Rückschläge nichts Negatives sind, desto weiter kommt man".

Ein Netzwerk kann einen auffangen – besonders, wenn mal nicht alles nach Plan läuft. Erkundige dich bei: i>www.creativwirtschaft.at/c-hoch-3 #choch3 #KATeffekt

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