Nippelgate?

Courtney Demone ist eine Aktivistin aus Kanada, die mit dem Hashtag #DoIHaveBoobsNow auf die Diskriminierung und Ungleichbehandlung von Frauen und Trans-Menschen im Netz aufmerksam machen möchte. Wir haben ein Interview mit ihr geführt.

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Ja, eine ähnliche Kampagne gab es bereits: #FreeTheNipple. Dabei sollten die Doppelstandards der Zensur weiblicher Körper in sozialen Medien aufgezeigt werden. Courtney Demone geht einen Schritt weiter und zeigt mit ihrem Projekt nicht nur die Ungleichbehandlung von Frauen, sondern auch die von Trans-Menschen. Nachdem sie sich als Frau "geoutet" hat, fing sie an oberkörperfreie Fotos mit dem Hashtag #DoIHaveBoobsNow zu posten. Auf den Social Media-Kanälen dokumentiert sie nun die Fortschritte ihrer Geschlechtsangleichung und kritisiert die Standards von Facebook und Co. Wir haben ihr einige Fragen zum Projekt gestellt.

Um was geht’s in deinem Projekt?

Beim #DoIHaveBoobsNow Projekt geht es um Gender-Privilegien, die ich versuche aufzuzeigen. Außerdem möchte ich auf die willkürliche Zensur aufmerksam machen, die beginnt wenn sie meinen Körper als "weiblich" genug ansehen.

Woher hast du die Idee? Was ist dein Ziel?

Ich war neugierig wann Facebook und Instagram beginnen würden, meine Fotos zu zensieren. Facebook zensiert meine Fotos nicht, Instagram jedoch schon. Das zeigt wie willkürlich die Entscheidungen über die Zensur von weiblichen Körpern ist – und von männlichen nicht. Bei einigen Fotos, die zensiert wurden, ist mein Körper nichtmal anders als vor meinem Outing als Frau. Das ist interessant. Sie respektieren, dass ich eine Frau bin und zensieren meine Fotos wie die von anderen Frauen. Dass Trans-Männer Männer sind, respektieren sie jedoch nicht. Deren oberkörperfreie Fotos vor der Brustamputation werden zensiert, während Fotos von Cis-Männern nicht zensiert werden.

Außerdem habe ich sehr viele gewalttätige und transphobe Beleidigungen auf Instagram erhalten, seit ich die Kampagne angefangen habe. Ich hab diese Kommentare auch gemeldet, sie wurden aber nicht zensiert. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn eine Frau verspottet werden kann, sie ihren Körper aber nicht zeigen darf?

Was planst du für die Zukunft?

Ich werden weiterhin Artikel als Teil des Projekts schreiben. Außerdem werde ich immer aktivistisch bleiben, habe aber noch keine Pläne über neue Projekte.

Das Feedback war größtenteils sehr positiv. Es gab Kritik zu meinem Brusttattoo, weshalb ich angefangen habe, das Tattoo zu überdecken. Außerdem gab es Kritik wie bei #FreeTheNipple. Einige meinten, dass sie meine Nacktheit nicht sehen wollen oder dass es first world problems sind.

Der weibliche Körper ist hypersexualisiert, nackte männliche Brüste zu zeigen ist okay. Das ist Sexismus und wir sollten darüber sprechen.

Haben Facebook oder Instagram dich kontaktiert?

Weder Facebook noch Instagram haben mich direkt kontaktiert. Ich glaube auch nicht, dass ich dafür wichtig genug bin.

Was erwartest oder erhoffst du vom Projekt?

Ich glaube nicht, dass Facebook die Richtlinien ändert. Das ist auch nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es das Denken der Menschen darüber, wie Männer und Frauen von der Gesellschaft behandelt werden, herauszufordern. Indem ich das mache, leiste ich meinen kleinen Teil zum Abbau von Sexismus und der Patriarchie in der Gesellschaft.

Auf Twitter oder Facebook könnt ihr das Projekt von Courtney Demone verfolgen und sehen, was sie sonst so zu sagen hat.

Bild(er) © Rivkah Photography
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