Die Straße als Wohnzimmer

Der Puls der Stadt sind die Menschen, die sich in ihr bewegen. Um die europäische Mobilitätswoche einzuläuten, findet in Wien nun erstmals ein Streetlife Festival statt. Urban Summer Closing, nicht nur für Rollsportler.

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Beim "Streetlife" vermutet man zunächst eine liebenswerte Ausrede, um jeden noch so eingedeutschten Anglizismus mit dem Wort "Urban" versehen zu dürfen. Nun haben sich im Programm des ersten Wiener Streetlife Festivals zwar tatsächlich Punkte wie "Urban Lifestyle" und "Urban Gardening" eingeschlichen, vor allem geht es aber um kulturelle und sportliche Ausdrucksformen im öffentlichen Raum. Dort, wo sich Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffis durch die Stadt bewegen. Dort, wo sich zeigt, wie viel Leben eine Stadt in sich trägt.

Volles Programm

Am zweiten Septemberwochenende, also quasi am Sonntag des Sommers, ist die Babenbergerstraße zwischen Ring und Mariahilferstraße Schauplatz für das erste Wiener Streetlife Festival (gerne auch Urban Gathering, duh). Die Münchner Version hat bereits stolze 14 Jahre auf dem Buckel und läuft inzwischen so gut, dass nicht nur ein, sondern gleich zwei jährliche Straßenfeste veranstaltet werden. Bleibt zu hoffen, dass Wien ähnlich positive Resonanzen hervorbringt. Am Angebot sollte es schon mal nicht scheitern: Es gibt Live-Acts, es gibt Streetsoccer, es gibt Breakdance Workshops, es gibt sogar ein Kinderprogramm, ja, es gibt sogar Urban Knitting.

Neben der Mobilitätswoche bildet das Streetlife auch den Auftakt für die große "Wien zu Fuß"-Jahreskampagne, die Wienern das Zufußgehen ans Herz legen möchte. Warum aber eigentlich nicht gleich Skaten? Würde doch viel lässiger aussehen. Wie steht’s denn überhaupt um die hiesige Skate-Szene? Vergibt die breite Masse immer noch den gerne den "Rabauken"-Stempel? Diese Fragen bereiteten uns schlaflose Mittagspausen bis wir schließlich erfahren durften, dass unsere neue Grafikerin Katharina Kvasnicka ihre Masterarbeit zum Thema Streetskaten in Wien verfasst hat. Jackpot. Wir wussten sofort, dass, sollte es tatsächlich jemanden geben, der uns Antworten liefern kann, sie es wäre.

Unsere Grafikerin kennt sich aus

Katharina war früher Rollergirl und ist gerade dabei, auf Boards umzusatteln. Durch die Forschung im Zuge ihrer Masterarbeit ist sie mit der Materie auch bestens vertraut. Kann ein Festival wie das Streetlife denn tatsächlich eine Brücke zwischen der Skate-Community und beispielsweise der Stadtverwaltung schlagen? Unsere hauseigene Expertin ist positiv gestimmt und empfindet die dort entstehenden Kontakte als wesentlich für eine weitere Kommunikation. Zu bemerken wäre allerdings, dass bei solchen Veranstaltungen das Skaten gerne als Marketinginstrument zur Präsentation eines "coolen" Images herangezogen werde. "Auf die alltäglichen Konflikte und Hürden, mit denen die SkaterInnen konfrontiert werden, wird das Event – zumindest in naher Zukunft – wenig Einfluss haben.", meint die ehemalige BOKU-Studentin.

Wien habe dann wohl die Wahl – entweder einen Kleinkrieg mit der Szene führen oder Pionierarbeit leisten durch die Anerkennung von Skatern als Nutzer des öffentlichen Raums. Das Festival stelle schon mal einen großen Schritt in die richtige Richtung dar: "StreetskaterInnen erobern Orte, die von anderen PassantInnen gemieden werden. Durch diese Wiederbelebung werden die Plätze wieder ein Teil des öffentlichen Lebens und auch für konventionelle Nutzergruppen interessant."

Wir werden uns die Sache jedenfalls vor Ort anschauen!

Das Streetlife Festival findet am 13. und 14. September in der Babenbergerstraße zwischen Ring und Mariahilferstraße statt. Nähere Infos gibt’s auf der offiziellen Homepage. Hinschauen lohnt sich.

Bild(er) © Christian Bauer
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