6 Fragen an den Feschmarkt

Der Feschmarkt vereint junges Design, Accessoires, Kunst und Parties unter einem Dach. Wir haben die Organisatoren David Kreytenberg und Katrin Hofmann per Mail getroffen.

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Wo steht ihr im Vergleich zu ähnlichen Messen dieser Art in Wien und Umgebung, sagen wir Modepalast, Vienna Design Week, Homedepot, Redesign Bratislava, etc…?

Ohne es abwerten zu wollen: wir stehen weit, weit unter den Beispielen die genannt wurden und das ist auch gut so. Es herrscht einfach noch ein viel zu großes Vakuum zwischen dem Start einer Idee und einer international bekannten Messe. Wir möchten in erster Linie junge Designer und Künstler fördern und uns nicht als Institution darstellen. Es ist vollkommen legitim, dass Messen durch Konkurrenzkampf oder Sponsoren einem gewissen Wachstum verpflichtet sind. Wir finden aber dadurch gibt es einen Leidtragenden und das sind die Designer und das sollte so nicht sein.

Wenn bei uns ein Designer aus Euro-Paletten seinen Stand zusammen zimmert, dann ist das keine durchdachte Designvorgabe, pseudoschick oder ein gewollter urbaner Trash-Look, sondern geschieht schlichtweg aus der Not heraus.

Wir arbeiten mit Jungdesignern und Künstlern zusammen, die sich eben keine vierstelligen Standmieten leisten können und wir achten darauf, dass das auch langfristig bei uns nicht notwendig ist.

Das heißt nicht, dass unsere Designer weniger Potential haben als die Designer anderer Messen. Im Gegenteil, für viele unserer Designer ist das Feedback der Besucher und der damit verbundene wirtschaftliche Erfolg auf dem Feschmarkt vielleicht sogar der Schritt zur Vienna Design Week und damit ernsthaft erfolgreich. Und damit haben wir unser Ziel erreicht.

Wieviel Einreicher habt ihr und wieviel wird davon auch nach welchen Kriterien abgelehnt?

Bewerbungen haben wir so viele, dass der Posteingang meist verstopft ist. Abgelehnt wird nur die Massenproduktion und wer einfach absolut nicht zu uns passt. Wir versuchen auch darauf zu achten eine abwechslungsreiche Mischung bei den Teilnehmern zu generieren, also kann es gut sein, dass einige Modelabels mit der Begründung aufgeschoben wurden, da es einfach schon zu viel in dieser Richtung gibt, selbiges gilt natürlich auch für Schmuck, Fotographie etc. Bei uns gilt in diesen Fällen das "First come first serve"-Prinzip.

Wir sind grundsätzlich sehr offen und versuchen jedem eine Chance zu geben, es ist bei einem so facettenreichen Thema auch gar nicht möglich den eigenen Geschmack über allem zu stellen. Wer nicht diesmal mit dabei ist, wird auf dem nächsten Markt im Winter verwiesen. Unser Ziel ist es bei jedem Markt neue Teilnehmer zu präsentieren, dadurch wächst unsere Community stetig und damit auch das Projekt Feschmarkt, weil wir zusammen organisch wachsen und so für jeden Trend und jede Idee zu haben sind.

Warum haben eure Models alle immer noch diese Hipsterbrillen auf? Und: ganz wichtig, was hat es zur Hölle mit diesen Haarknödeln auf sich? Überall Haarknödel…?

Dieser Haarknödel nennt sich Dutt und ist eigentlich ziemlich alt und wohl eher aus der Zeit der Prima Ballerinas geprägt. Ich denke Frauen mit langen Haaren sind immer dankbar, wenn sich ein neuer Trend entwickelt, da es so nur noch mehr Möglichkeiten gibt seine Haarpracht zu zeigen. Ich vermute aber auch, dass es mit einem Dutt wesentlich mehr Möglichkeiten gibt Accessoires mit in die Haare einzubinden, z.b. Zopfgummis, Haarklammern oder sogar Haarnadeln. Das macht Raum für neues Design und daher finden wir das natürlich sehr gut!

Accessoires sind ganz klar ein Weg zur Selbstdarstellung. Je mehr Klimmbimm ich trage, desto mehr stelle ich dar. Ob das eine Brille ist oder ein Schlüsselanhänger, ein cooler Sneaker oder ein Fahrrad.

Ihr kombiniert ja auf euren Werbesujets aufs Wildeste die großen Modetrends der letzten Jahre, Jute, Segelschuhe, Fixies. Ist das nicht ein bisschen billig?

In erster Linie ist das der Künstlerin Ini Neumann überlassen, die eine gute Freundin von uns und oft in Wien zu Gast ist. Ini wohnt in Hamburg und ist da sicherlich einigen Einflüssen ausgesetzt die uns hier noch oder gar nicht begegnen. Sie spielt da sicherlich auch ganz bewusst mit parodistischen Mitteln, ich möchte aber auch nicht zu sehr auf das Sujet eingehen, da es sich hier ganz klar um Kunst handelt.

Letztes Jahr hatten wir z.B. das Thema New York gewählt. Also Backsteingebäude, Street Art und Urbanität und möchten das Sujet auch künftig tollen Illustratoren anbieten. Unser Auftreten ist genauso von den Jungdesignern geprägt wie alles andere auch, jedes mal etwas anderes, jedes mal ein bisschen mehr.

Aber das Thema Hipsters ist für uns auf dem Sommermarkt ganz klar ein Thema. Weil auch die ganze Szene damit zu kämpfen hat. Das ist das selbe wie mit dem Begriff „Bobo“ von 2009, nur dass dieser Begriff jetzt noch mehr internationalisiert wurde. Aber ab wann ist man ein Hipster? Meiner Meinung nach durch eine gewisse modische Uniformität. Und genau das wollen wir auch mit dem Feschmarkt ändern. Vielleicht soll unser Sujet ja genau daraufhin anspielen um die Monokultur der Hipster anzusprechen und diese durch den Feschmarkt zu bereichern.

Da fällt mir die Werbung von Miracle Dip ein, weniger "Wopp Wopp" mehr "Dip da Dip" und jetzt muss ich einen Smiley setzen ";-)" ,sorry voll unhip!

Ihr macht Workshops und wollt von Kunst, Musik bis Design, Schmuck und Kulinarik ja fast alles abdecken, was das Leben schöne macht. Wie behält man da den Fokus?

Wir möchten einen Markt gestalten, der jung und alt über mehrere Stunden fesselt und das ohne großartige Kosten für beide Seiten. Da gehören Performances und Workshops nunmal dazu, weil sie Spaß machen und eine Message mitgeben. Im Prater gibt es eine Geisterbahn und ein Riesenrad und trotzdem ist das Ganze ein klares Thema.

Bei uns ist das Thema: Junges Design und Kunst von ortsansässigen Ausstellern. Keine internationalen Labels sondern strictly Wir. Unsere Nachbarn, unsere Freunde. Und wenn die Bewerbungen aus anderen Städten so weiter gehen, gibt es eben bald auch einen Feschmarkt in Graz, Linz oder Budapest.

Und unser Beweggrund ist auch ganz klar: Stadtentwicklung und die damit einhergehende Förderung der Kreativität innerhalb der Stadt. Wenn am Ende eine Hand voll Leuten eine Idee mit nach Hause nehmen und ihre Kunst und ihr Handwerk ausstellen möchten, können sie 3 Monate später direkt beim nächsten Markt mitmachen.

Wie gestaltet ihr euer Rahmenprogramm?

Unser Rahmenprogramm gestaltet sich wunderbarerweise ganz von selbst. Bei uns wird der Raum einfach so lange ausgefüllt bis er voll ist und dann mieten wir uns entweder noch Raum dazu oder planen beim nächsten Mal noch mehr ein. Dank der Ottakringer Brauerei haben wir hier nach obenhin auch noch sehr viel Spielraum.

Ein aktuelles Beispiel, die Ottakringer Brauerei hat uns heuer einen zusätzlichen Raum angeboten, bei der Besichtigung ist uns aufgefallen, dass dort ein kleines Kino drinnen ist, wo die Brauerei bei Ihren Führungen eigentlich ein kurzen Film präsentiert. Das Resultat ist jetzt 5 Stunden nach der Begehung, dass das Film Archiv Österreich dort für jung und alt Charlie Chaplin & Co für uns präsentiert. Die Ideen fliegen uns förmlich zu und da das Thema so facettenreich ist, hat auch jeder Freude daran teilzuhaben.

Heuer geboten ist, eine "Hungerzone" für Gastronomen mit einer kleinen Art Lounge, ein tolles DJ-Line up mit ebenfalls sehr abwechslungsreicher Musik sowie im Anschluss eine Afterparty in der Ottakringer Brauerei. Neu ist auch die Workshop Area, in der man selber Hand anlegen kann. Es wird Kunst im öffentlichen Raum geben, Installationen und ein kleines Massenstricken. Und natürlich gibt es auch noch genug Raum für Überraschungen.

Der zweite Feschmarkt findet am 19.6. in der Wiener Ottakringer Brauerei statt.

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